Wirtschaftswissenschaftler Geis: 30.000 Jobs für Flüchtlinge “ein Erfolg“

  13 Juli 2016    Gelesen: 553
Wirtschaftswissenschaftler Geis: 30.000 Jobs für Flüchtlinge “ein Erfolg“
In Deutschland haben zehntausende Flüchtlinge bereits Arbeit gefunden - die meisten allerdings im Niedriglohnsektor. Ein erster Schritt zur gelungenen Integration? Ja, meint der Experte Wido Geis im DW-Interview.
Deutsche Welle: Herr Geis, seit Frühjahr 2015 sollen laut Bundesagentur für Arbeit 30.000 Flüchtlinge einen Job gefunden haben. Werten Sie das als Erfolg?

Wido Geis: Das ist auf jeden Fall ein Erfolg. Vor allem, wenn man weiß, wie schwierig die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt ist, weil sie, anders als andere Zuwanderer, zunächst die Sprache erlernen müssen.

Andererseits sind 130.000 Menschen, die in Deutschland als Flüchtlinge anerkannt wurden, arbeitslos gemeldet. Hat sich die bisherige Zuwanderung insgesamt positiv oder negativ auf den deutschen Arbeitsmarkt ausgewirkt?

Dass wir viel mehr Arbeitslose als Erwerbstätige haben, liegt daran, dass die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt Zeit braucht. Es gibt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, die zeigt, dass Flüchtlinge in der Vergangenheit rund 15 Jahre gebraucht haben, bis sie den Stand andere Zuwanderer erreicht hatten. Andererseits wissen wir aber, dass viele Menschen mit einem sehr niedrigen Qualifikationsniveau zu uns kommen. Das ist ein Bereich, in dem der deutschen Wirtschaft eigentlich genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Die Wirkung auf den Arbeitsmarkt dürfte demnach nicht zu positiv sein.

Das IAB-Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit fand kürzlich heraus, es gebe 154.000 Jobangebote, die theoretisch von gering-qualifizierten Flüchtlinge besetzt werden könnten. Wieso bleiben diese Stellen unbesetzt?

Zum einen gibt es auch einheimische Bewerber auf die Stellen. Zum anderen: Genauso, wie sie zu manchen Einheimischen nicht passen, sind es oft auch für Flüchtlinge nicht die passenden Stellen. Zum Beispiel werden die Jobs nicht in ihrer Wohnregion angeboten.

Quelle : DW.de

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