Therapeut betreut Autist - und wird angeschossen

  21 Juli 2016    Gelesen: 320
Therapeut betreut Autist - und wird angeschossen
In Miami schießt ein Polizist auf einen schwarzen Therapeuten, der sich gerade um einen Patienten kümmert. Zum Schutz des Autisten hebt der Betreuer sogar die Hände - der Polizist drückt trotzdem ab.
Mitten in der angeheizten Debatte über Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA sorgt ein Vorfall aus Miami für neuen Zündstoff. Charles Kinsey, ein dunkelhäutiger Therapeut aus Miami, kümmerte sich am Mittwoch um einen seiner autistischen Patienten, als er von einem Polizisten angeschossen wurde.

"Ich rief: `Sir, es besteht kein Anlass für Waffen. Ich bin unbewaffnet, er ist Autist. Er hält einen Spielzeuglastwagen in seiner Hand`", erklärt Kinsey vom Krankenhausbett dem Lokalsender WSVN-TV die Geschehnisse. Dem Sender liegt auch ein Handyvideo vor, das den Ablauf zeigt.

Demnach war Rinaldo, der autistische Patient, aus seinem Heim getürmt, und Kinsey, der als Betreuer für die Gruppe verantwortlich ist, war seinem Schützling hinterhergeeilt, um ihn zu beruhigen.

"Wow, lag ich daneben"

Jemand muss die Szene beobachtet und gewaltig missverstanden haben, denn bei der Polizei im Norden Miamis ging der Notruf ein, dass jemand versuchen würde, sich umzubringen. In der Hand halte die Person eine Pistole.

Als die Polizei eintraf, war Kinsey in großer Sorge um seinen Patienten. "Ich dachte, solange ich meine Hände hochhalte, werden sie schon nicht auf uns schießen", erzählt er den Reportern. "Wow, lag ich daneben."

Denn der Polizist soll ihm tatsächlich grundlos ins Bein geschossen haben. "Ich dachte noch, es wäre ein Moskitobiss", sagt Kinsey immer noch ungläubig darüber, dass der Beamte grundlos seine Waffe auf ihn gerichtet hat. "Ich fragte den Officer, warum er geschossen hat, doch der habe geantwortet: `Ich weiß es nicht.`"

Doch das war noch nicht das Schlimmste für Kinsey. Danach sollen ihn die Polizeibeamten blutend liegen gelassen haben und legten ihm lediglich Handschellen in der Zeit an, bis der Notarzt eintraf. "Es dauerte sicher 20 Minuten, ehe die Rettungskräfte kamen", erzählt Kinsey. In der Zeit hätten die Polizisten nichts getan, um seine Blutungen zu stoppen, geschweige denn, sich bei ihm zu entschuldigen.

Kinsey wurde ins Krankenhaus eingeliefert und nahm sich von dort einen Anwalt. Der ist außer sich. "Es gibt keine Rechtfertigung für den Schuss auf eine unbewaffnete Person, die einem zuruft, dass sie keine Waffe hat, und einem dann noch erklärt, dass sie für die psychologische Betreuung eines mutmaßlichen Verdächtigen zuständig ist", erklärt Hilton Napoleon, der Anwalt Kinseys.

Dem Polizisten drohen nun Konsequenzen, wie seine Vorgesetzten noch am Mittwochabend in einer Pressekonferenz bekannt gaben. Der Beamte sei bereits vom Dienst suspendiert worden.

Joyce Kinsey ist einfach froh, dass ihr Mann überlebt hat und seine Geschichte erzählen kann. In der Hoffnung, dass es künftig weitere blutige Zwischenfälle verhindern möge.

Quelle : welt.de

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