Unter anderem heißt es, in mehreren Fällen hätten ukrainische Soldaten seit Anfang 2015 vermeintliche Verdächtige festgenommen und bis zu 15 Monate ohne Prozess festgehalten. Während dieser Zeit sollen die Verdächtigen mit Elektroschocks und Schlägen gefoltert worden sein. Außerdem geht aus dem Bericht hervor, dass ihnen mit Vergewaltigung und Angriffen auf Familienmitglieder gedroht wurde. Die Separatisten in der Ostukraine gingen nach Aussagen der Organisationen ähnlich brutal vor.
In einem Fall soll ein 39-Jähriger demnach erst mehrere Woche von ukrainischen Truppen festgehalten und gefoltert worden sein. Nach seiner Freilassung griffen ihn zudem prorussische Separatisten auf - sie warfen ihm vor, vom ukrainischen Geheimdienst rekrutiert worden zu sein und folterten ihn ebenfalls.
Hohe Dunkelziffer wahrscheinlich
Für ihren Bericht haben Amnesty International und Human Rights Watch 40 Interviews mit Männern und Frauen geführt, die Opfer von Verschleppungen und Misshandlungen wurden. Außerdem sprachen Vertreter der Organisationen mit Familienmitgliedern, Zeugen, Anwälten und anderen Quellen.
In ihrem Bericht dokumentieren sie für jede Konfliktseite je neun Fälle willkürlicher Inhaftierung. Auf ukrainischer Seite ereigneten sich die Vorfälle nach diesen Angaben in Charkiw, Kramatorsk, Isjum und Mariupol. Von Separatisten wurden vor allem Menschen in Donezk und Luhansk verschleppt.
Die tatsächliche Zahl der Fälle liegt nach Meinung der Organisationen wahrscheinlich deutlich höher als in ihrem Bericht dargestellt. Nach ihren Angaben bezeichnet ein Bericht des UN-Hochkommissars für Menschenrechte von Juni 2016 willkürliche Inhaftierung, Folter und Misshandlung in der Region als "tief verwurzelte Praktiken".
Der Konflikt in der Ostukraine tobt seit April 2014. Die Zahl der Toten liegt inzwischen bei mehr als 9400. Die Ukraine wirft Russland vor, den Konflikt durch Waffenlieferungen und personelle Verstärkung der Separatisten in den Regionen Donezk und Luhansk zu schüren.
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