Eine Studie der Hamburger Vergütungsanalysten Compensation Partner zeigt jetzt, welche Branchen und Berufe in Deutschland die wenigsten und welche die meisten Urlaubstage bekommen. Das Unternehmen wertete dafür die Daten von 256.347 Beschäftigten aus.
Die Zahlen zeigen dabei vor allem eine Ungerechtigkeit: Mit der Höhe des Gehaltes verändert sich auch die Anzahl der Urlaubstage. "Mit steigendem Lohn steigt auch der Urlaubsanspruch", sagt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner. So liege die Anzahl der Urlaubstage bei einem Gehalt von unter 20.000 Euro im Jahr bei rund 24 Tagen – ab 61.000 Euro gibt es im Schnitt 29 Tage frei.
Gesetzlicher Anspruch nur auf 20 Tage
So erhalten Friseure (24 Tage), Kellner (25 Tage) und andere Angestellte in der Hotel- und Gaststättenbranche (26 Tage) neben einem geringen Lohn auch nur einen besonders kleinen Urlaubsanspruch. Auch Callcentermitarbeitern bleiben nur 26 Tage. Damit liegen aber auch diese Branchen immerhin deutlich über dem gesetzlichen Mindestanspruch. Denn dieser umfasst sogar nur 20 Tage.
Dieses Mindestmaß an Freizeit gilt in der Praxis allerdings nur für einen sehr kleinen Teil der Arbeitnehmer. In der Studie waren es 1,6 Prozent der Teilnehmer. Circa acht Prozent bekommen 24 Tage. Im Durchschnitt beträgt der Urlaubsanspruch in Deutschland knapp 27 Tage.
Die große Mehrheit der Bundesbürger liegt aber noch knapp darüber. 58 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie 30 Tage pro Jahr frei bekommen. Lediglich 3,4 Prozent haben sogar noch mehr Urlaubstage zur Verfügung.
Mehr Urlaub in Baden-Württemberg
Zu den Branchen mit dem meisten Urlaub gehören die Investitionsgüterindustrie, der Großhandel, die Automobilindustrie und die Bankenwirtschaft. Im Durchschnitt haben die Beschäftigen dort etwa 29 Tage frei. Oberärzte, Ingenieure oder Pharmareferenten haben meist 30 Tage frei.
Neben dem Zusammenhang zwischen Vergütung und Urlaubsanspruch offenbaren die Daten von Compensation Partner aber noch etwas anderes: Denn auch der Arbeitsort hat Einfluss auf die Zahl der freien Tage.
So haben Angestellte im Postleitzahlenbereich 7, also in Baden-Württemberg, mit durchschnittlich 28 Tagen den meisten Urlaub im Bundesvergleich. Nur 26,5 Tage und damit die wenigsten freien Tage können Beschäftige in den neuen Bundesländern (Postleitzahl beginnt mit 0) nutzen.
So viele Tage nehmen sich die Deutschen allerdings nicht am Stück frei. Eine Umfrage der Jobseite Indeed unter 1100 Angestellten zeigte, dass nur 6,1 Prozent mehr als 21 Tage ununterbrochen frei machen. Die Mehrzahl (47,7 Prozent) nimmt maximal elf bis 15 Tage am Stück frei, während 31,3 Prozent das nur für sechs bis zehn Tage tun.
Alter hat kaum Einfluss auf Urlaubsanspruch
Das Alter des Arbeitnehmers ändert an dem Urlaubsanspruch meistens nichts. Es darf nur eine untergeordnete Rolle bei der Zumessung der Freizeitansprüche spielen. So ist eine starre Altersstaffelung, wie sie der öffentliche Dienst in seinem Tarifvertrag früher vorsah, laut dem Bundesarbeitsgericht (BAG) nicht erlaubt. Die Richter urteilten allerdings auch, dass Unternehmen einen kleinen Spielraum haben, um ihren älteren Angestellten etwas mehr Erholung zu gönnen.
So darf der Schuhhersteller Birkenstock Mitarbeitern über 58 Jahre aus Sorge um ihre körperliche Leistungsfähigkeit zwei Tage Extraurlaub gewähren. Jüngere Mitarbeiter bekommen hier standardmäßig 34 Tage. Der Arbeitgeber muss jedoch klar begründen, warum er das Mehr an Urlaub für gerechtfertigt hält. Eine goldene Regel, mit wie vielen Tagen ältere Angestellte bevorzugt werden dürfen, gibt es nicht.
Im weltweiten Vergleich ist ein Urlaubsanspruch von 34 Tagen übrigens purer Luxus – zumindest wenn man auf die gesetzlich garantierte Zeit blickt. Die Spitzenreiter – französische Angestellte – haben zum Beispiel 30 Tage Urlaub, während Japaner nur 20 und Chinesen lediglich zehn Tage zur Verfügung haben. Amerikaner haben sogar laut dem Gesetz gar keinen Anspruch auf freie Tage – in der Praxis liegt der Urlaubsanspruch meist bei 15 Tagen. Ihn legt der Arbeitgeber individuell fest.
Quelle : welt.de
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