Formel 1: Die Uneinigkeit unter Teamkollegen

  25 Juli 2016    Gelesen: 631
Formel 1: Die Uneinigkeit unter Teamkollegen
Zwischen den Formel-1-Titelrivalen Lewis Hamilton und Nico Rosberg hat am Sonntag wieder einmal Uneinigkeit geherrscht.

Die Differenzen betrafen diesmal keinen Rennzwischenfall, sondern die Pole-Position-Runde von Rosberg vor dem Grand Prix von Ungarn. Hamilton forderte - wie viele Konkurrenzteams von Mercedes - eine Klarstellung des Regulativs. Rosberg war im Qualifying am Samstag trotz doppelt geschwenkter Gelber Flaggen in einem Streckenteil Bestzeit gefahren. Der Deutsche kam straffrei davon - was Hamilton sauer aufstieß. "Wenn es doppelt Gelbe Flaggen gibt, muss man bereit sein anzuhalten. Nico war am Scheitelpunkt der Kurve aber genauso schnell wie ich in der Runde davor", beschwerte sich der Weltmeister nach seinem Rennsieg in der gemeinsamen Pressekonferenz.

Ein Unfall von McLaren-Pilot Fernando Alonso hatte das Chaos ausgelöst, die Sportkommissäre entschieden sich nach einer späten Anhörung am Samstag aber gegen eine Bestrafung von Rosberg. Das Reglement ist schwammig formuliert. In Artikel 2.4.5.1 b) von Anhang H des Internationalen Sportkodex heißt es zu Gelben Flaggen: "Reduzieren Sie Ihre Geschwindigkeit deutlich, überholen Sie nicht, und seien Sie darauf vorbereitet, die Richtung zu ändern oder anzuhalten."

"Wir müssen vorsichtig sein"

Doppelte Gelbe Flaggen stehen für besonders gefährliche Hindernisse. Es findet sich aber kein Hinweis darauf, wie stark abgebremst werden muss. "Die Sportkommissäre müssen eine Lösung finden", betonte Hamilton. "Wenn da ein Auto gestanden wäre, das sich gedreht hatte, oder ein Streckenposten auf der Strecken gewesen wäre, dann wäre es sehr schwierig für ihn gewesen, das ist der Grund."

Dass Rosberg nicht bestraft worden war, ermutige laut Hamilton Fahrer, bei Gelben Flaggen künftig nicht mehr so stark abzubremsen - auch in niedrigeren Rennserien. "Wir müssen vorsichtig sein", betonte der Brite, der den Pole-Position-Mann durch seinen dritten Rennsieg in Serie an der WM-Spitze abgelöst hat. Vielleicht fahre man beim nächsten Rennen um die Pole Position und gehe in so einer Situation nur noch minimal vom Gas.

Rosberg saß daneben, als sein Stallrivale sein Verhalten öffentlich kritisierte - und er verteidigte sich. "Unter Doppelgelb muss man seine Geschwindigkeit signifikant reduzieren. Ich bin um 20 km/h langsamer in die Kurve gefahren. 20 km/h sind eine andere Welt in einem Formel-1-Auto", betonte der 31-Jährige. "20 km/h weniger, das ist ziemlich langsam. Alles ist sicher."

Laut eigenen Angaben war Rosberg 30 Meter vor dem üblichen Bremspunkt vom Gas gegangen. "Ich bin nur noch hingerollt." Dadurch habe er eine engere Linie fahren und früher wieder aufs Gas gehen können. Das dürfte für eine gleich hohe Geschwindigkeit wie jene von Hamilton am Scheitelpunkt gesorgt haben.

"Wozu haben wir überhaupt Regeln?"

Rosberg fuhr im betreffenden Sektor Bestzeit. "Im Segment mit der Gelben Flagge war ich langsamer", betonte der Deutsche. "Aber auf den ganzen Sektor gesehen, mit der auftrocknenden Strecke, die immer schneller geworden ist, war ich schneller, ich habe in allen anderen Kurven angegriffen. Daher war es für die Sportkommissäre eine ziemlich klare Situation und ich bin nicht bestraft worden."

Der Renndritte Daniel Ricciardo im Red Bull war nach dem Alonso-Unfall deutlicher vom Gas gegangen - und dadurch laut seinem Motorsportdirektor Helmut Marko um die Pole-Chance gebracht worden. "Das ist etwas, was wir schon seit langer Zeit weiter diskutieren oder quantifizieren wollen", sagte Ricciardo. "Eine doppelte Gelbe Flagge muss sehr anders als eine einfache behandelt werden. Da ist ein großes Risiko auf der Strecke."

Marko fand deutlichere Worte. "Wenn das durchgeht, weiß ich überhaupt nicht, wozu wir überhaupt Regeln haben", echauffierte sich der Steirer. "Wenn man sich das Sportgesetz anschaut: Doppelgelb heißt höchste Gefahr, zum Anhalten bereit fahren. Wenn dann einer in diesem Sektor absolute Bestzeit fährt und daherkommt und sagt, er hätte gelupft - mehr Farce gibt es schon überhaupt nicht."

"Man muss wieder mehr Racing machen"

Für Gesprächsstoff ist bis zum nächsten Rennen am Wochenende in Hockenheim also gesorgt. Am Donnerstag entscheiden die Teams zudem, ob 2017 bereits der umstrittene Cockpitschutz "Halo" eingeführt wird. Alles deutet darauf hin, dass das nicht der Fall sein wird. Viele Teams fürchten um das Image der Formel 1 als Hochrisikosport.

Auch mit den vielen Regenunterbrechungen im Ungarn-Qualifying war Marko nicht glücklich. Nur bei echter Aquaplaning-Gefahr müsse man anhalten. Ansonsten sollten sich die Teams den Bedingungen anpassen. "Man muss wieder mehr Racing machen, nicht einen nicht nachvollziehbaren Sicherheitsgedanken in den Vordergrund schieben", forderte Red Bulls Motorsportchef.

Quelle: diepresse.com


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