Was deutsche Kliniken für Chinesen so attraktiv macht

  27 Juli 2016    Gelesen: 784
Was deutsche Kliniken für Chinesen so attraktiv macht
Deutschland zählt für Medizintouristen zu den beliebtesten Zielen der Welt. Für die klammen Kliniken ist das ein Segen. Einige Häuser locken ausländische Privatpatienten mit exklusiven Diensten an.

Das Konzept des chinesischen Reiseveranstalters lässt nichts aus: einmal Rundreise durch Deutschland, Heidelberger Schloss und Neuschwanstein inklusive – und am Schluss ein Check-up in einer großen deutschen Klinik. Solche und ähnliche Pauschalangebote werden im Ausland, insbesondere in China, immer beliebter.

Gemessen an den Reiseausgaben der Gesamtbevölkerung sind die Chinesen mit 137 Milliarden Dollar pro Jahr, umgerechnet etwa 125 Milliarden Euro, längst Reiseweltmeister noch vor den USA mit 90 Milliarden Dollar und Deutschland mit 67 Milliarden Dollar. Das geht aus einer Studie des Kreditkartenanbieters Visa und Oxford Economics hervor. Und viele von ihnen nutzen die knapp bemessene Ferienzeit nicht nur, um Europa im Schnelldurchlauf zu erleben, sondern eben auch, um sich am Urlaubsort ihrer Wahl medizinisch durchchecken zu lassen.

Bei "medizinischer Qualität" kann Deutschland punkten

Deutschland liegt dabei als Zieldestination weit vorn, nicht nur für chinesische Patienten. Im aktuellen "Medizintourismus-Index" (MIT) der US-Nonprofit-Organisation IHRC, die alle zwei Jahre die Beliebtheitswerte von 41 Ländern unter Medizintouristen anhand eines Kriterienkatalogs abfragt, rangiert Deutschland weltweit auf Rang sechs.

Spitzenreiter ist wie schon vor zwei Jahren Kanada, das in allen Bereichen – abgefragt wurden unter anderem die touristische Attraktivität des Reiseziels, die Behandlungskosten sowie die medizinische Qualität – weit vorn liegt. Vor allem in der Subkategorie "medizinische Qualität" kann indes auch Deutschland bei Medizintouristen aus aller Welt punkten und belegt den zweiten Platz hinter Israel.

schließlich kommen diese als Privatpatienten nach Deutschland. Entsprechend lukrativ lassen sich die Behandlungen abrechnen.
Viele große Kliniken, egal ob in kommunaler oder privater Hand, unterhalten deshalb längst internationale Büros, die die Anfragen und Wünsche der Kranken aus dem Ausland koordinieren – vom Hubschrauberlandeplatz für betuchte Patienten aus Russland oder dem arabischen Raum bis hin zur Hotelbuchung für die mitreisende Familie in Krankenhausnähe.

Auch Deutsche lassen sich im Ausland behandeln

Und auch die Deutschen zieht es in wachsender Zahl für medizinische Behandlungen ins Ausland, etwa zur Zahnbehandlung nach Polen oder zur Schönheits-OP nach Ungarn, wo die Preise für solche Behandlungen meist deutlich unter denen liegen, die hierzulande aufgerufen werden.

Entsprechend rasant ist der Markt für Medizintourismus in den vergangenen Jahren gewachsen. Auf umgerechnet etwa 400 Milliarden Euro schätzen die Visa-Experten die weltweite Medizintourismusindustrie. In den kommenden zehn Jahren könne der Markt um weitere 25 Prozent wachsen, und zwar pro Jahr, heißt es in der Studie.

Der Optimismus der Experten gründet vor allem auf der wachsenden Mobilität und dem steigenden Wohlstand in vielen Teilen der Welt. So schätzen sie, dass es bis zum Jahr 2025 gut 280 Millionen Haushalte geben könnte, in denen mindestens einmal im Jahr eine grenzüberschreitende Reise unternommen wird.

Sicher nicht ganz uneigennützig, schließlich verdient Visa sein Geld damit, Kreditkartenleistungen rund um den Globus anzubieten. Drei bis vier Prozent der Weltbevölkerung könnten sich bis 2025 zu medizinischen Zwecken auf Reisen begeben, heißt es in dem Report weiter.

Asiens Wohlstand erhöht Nachfrage von teurer Medizin

Rechnet man die Zusatzausgaben rund um die Medizin-Trips hinzu – die Hotelbuchungen, die Flüge, das Freizeitprogramm für mitreisende Angehörige –, könnte der Markt bis zum Jahr 2025 auf gut drei Billionen Dollar zulegen. Von solchen Raten können andere Branchen nur träumen. Wie sich diese Schätzung zusammensetzt, geht aus dem Report allerdings nicht hervor.

Einer der Haupttreiber ist der Studie zufolge auch in Zukunft Asien, allen voran China. Der wachsende Wohlstand in Teilen der Bevölkerung und die steigenden Fallzahlen von gesundheitlichen Problemen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs führen dazu, dass die Nachfrage nach Hochleistungsmedizin im Reich der Mitte rasant wächst.

Hinzu kommt die wachsende Reiselust der Rentner weltweit: Der Studie zufolge könnte der Anteil der Reisenden über 65 Jahre bis 2025 auf 13 Prozent steigen und damit in puncto Reisen das stärkste Wachstum unter allen Altersgruppen aufweisen.

Die Deutschen haben daran erheblichen Anteil. Mit rund 67 Milliarden Euro Gesamtausgaben rangiert das Land derzeit auf Rang drei der Reiseweltmeister. Bis zum Jahr 2025 könnte dieses Volumen um über 30 Prozent auf dann knapp 90 Milliarden Dollar zulegen.

Quelle: n24.de

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