Exodus aus Mossul befürchtet

  29 Juli 2016    Gelesen: 775
Exodus aus Mossul befürchtet
"Die Lage ist unvorhersehbar", warnt das Rote Kreuz. Gemeint ist der Irak, wo der Kampf um Mossul gegen den IS bevorsteht und bis zu eine Million Flüchtlinge befürchtet werden. Im syrischen Aleppo droht Hunderttausenden eine weitere Katastrophe.
Das Rote Kreuz befürchtet eine neue Flüchtlingsbewegung im Irak. Angesichts der zu erwartenden Schlacht um die Stadt Mossul könnten sich in den kommenden Monaten bis zu eine Million Menschen gezwungen sehen, ihre Heimatorte zu verlassen, erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Die irakische Armee bereitet eine Offensive zur Befreiung Mossuls von der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) vor. Es ist die letzte irakische Großstadt, die sich noch in den Händen des IS befindet.

"Die Lage ist unvorhersehbar, wir müssen uns aber auf das Schlimmste vorbereiten", sage Robert Mardini, IKRK-Direktor für den Nahen Osten nach seiner Rückkehr aus dem Irak. Es sei wahrscheinlich, dass die Kämpfe im Gebiet Mossul intensiver würden. "Hunderttausende Menschen könnten sich in den kommenden Wochen und Monaten auf den Weg machen und Unterkunft sowie Hilfe benötigen."

Der IS hatte im Irak in den vergangenen Monaten größere Gebietsverluste erlitten. Zuletzt verlor die Miliz die von ihr seit Januar 2014 kontrollierte Großstadt Falludscha und den 60 Kilometer von Mossul entfernten Luftwaffenstützpunkt Kajjarah. Auf ihre militärischen Niederlagen reagierten die Dschihadisten mit einer Ausweitung ihrer Terrorkampagne in den Städten. Experten warnen, dass die Zahl der Anschläge noch zunehmen könnte.

Entsetzliche Berichte aus Aleppo

Auch in Syrien ist die Lage für Hunderttausende Zivilisten dramatisch. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat vor akuten Versorgungsengpässen für die Bewohner der umkämpften syrischen Großstadt Aleppo gewarnt. Schätzungsweise 250.000 Menschen seien im Ostteil eingeschlossen. Lebenswichtige Nahrung und medizinisches Material kämen nicht mehr hinein, erklärte der für die Region zuständige Einsatzleiter Pablo Marco. Die einzige Verbindungsstraße in das Gebiet, das von oppositionellen Gruppen gehalten werde, sei abgeschnitten. "Die Menschen dort - besonders die Verwundeten und die Schwerkranken - haben nun keinen Fluchtweg mehr."

Vier von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Kliniken im Osten Aleppos seien alleine in dieser Woche beschädigt worden, teilte die Organisation mit. Es lägen entsetzliche Berichte vor. Schwerverletzte und Kranke müssten evakuiert werden. "Alle, die Einfluss haben, müssen dazu beitragen, dieses Blutbad zu stoppen."

Die einst größte syrische Stadt ist seit Monaten heftig umkämpft. Einige Teile werden von Regierungstruppen, andere von Rebellen kontrolliert. Zuletzt gelang es der Armee, sämtliche Versorgungsrouten der Aufständischen in den Ostteil zu kappen.

Armee öffnet Fluchtkorridore

Das syrische Militär und sein Verbündeter Russland haben angekündigt, Fluchtkorridore für Zivilisten einzurichten. Im Westen schürte das Sorgen, dass die Regierungstruppen eine Offensive zur vollständigen Übernahme der Stadt vorbereiten könnten. "Die unschuldigen Menschen von Aleppo sollten in der Lage sein, sicher zu Hause zu bleiben und Zugang zu humanitärer Hilfe zu bekommen", sagte US-Außenamtssprecher John Kirby. "Dem haben Russland und das Regime im Grundsatz zugestimmt."

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz forderte, die Bewohner sollten selbst entscheiden, ob sie die Stadt verlassen oder bleiben wollten. So oder so müsse ihnen Schutz garantiert werden. Eine "humanitäre Pause" in allen von Gewalt betroffenen Teilen Aleppos sei dringend nötig.

Auch in anderen Landesteilen wird weiter gekämpft. Die oppositionsnahe Beobachterstelle für Menschenrechte teilte mit, bei einem mutmaßlichen Luftangriff der von den USA angeführten Militärallianz zur Bekämpfung der radikalislamischen IS-Miliz auf ein Dorf im Norden seien am Donnerstag mindestens 28 Menschen getötet worden, darunter sieben Kinder. Das US-Militär erklärte, die Angaben über zivile Opfer zu prüfen.

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