Rauchschwaden wabern durch das abgewohnte Kinderzimmer, während Reggaemusik läuft und die Geräusche eines Computerspiels dröhnen. Klischees über kiffende Jugendliche gibt es viele. Sie bekommen nichts auf die Reihe und springen von Tagtraum zu Tagtraum – während der Tag an ihnen vorbeirast.
Mit diesen Stereotypen will nun die amerikanische Beratungsfirma Headset in einer Studie endgültig aufräumen. Die Firma profitiert von der wachsenden Cannabiswelt, indem das Unternehmen die Verkäufer der Grasprodukte mit Brancheninformationen versorgt. Im Gegenzug erhält Headset Zugriff auf die Verkaufsdaten der Anbieter. Und damit einen einmaligen Einblick in die Welt der amerikanischen Kiffer.
Denn so genau lassen sich die Daten erst erheben, seit US-Bundesstaaten wie Colorado, Oregon, Washington und Alaska den Konsum von Cannabis legalisiert haben – und das nicht nur zu medizinischen Zwecken. So stieg vor allem der Absatz für den Freizeitbedarf von 373,8 Millionen in 2014 auf 1,3 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr – ein Plus von 232 Prozent. Das belegen Zahlen des Analysehauses ArcView Market, das den Gesamtumsatz in dem stark wachsenden Markt zuletzt auf 5,7 Milliarden Dollar taxierte. Legalisieren weitere US-Bundesstaaten den Verkauf, könnte diese Zahl bis 2020 auf 22,8 Milliarden Dollar steigen.
Die wichtigste Zielgruppe ist etwas älter
Ganz entzaubern lassen sich die gängigen Klischees des Kiffers nicht. Der überwiegende Anteil der Cannabiskäufer sind Männer. Zwei Drittel lieben Gras nicht nur als Grün auf dem Fußballplatz, sondern auch zwischen Papier gerollt. Dagegen greifen Frauen deutlich seltener zum Joint. Immerhin stellen sie aber auch ein Drittel aller Konsumenten. Wirklich gering ist dieser Anteil nicht.
Der Graskonsum zieht sich über alle Altersgruppen hinweg. Erhoben werden die Daten aber erst ab 21 Jahren. Denn genau wie der Konsum von Alkohol ist auch das Rauchen von Cannabis für jüngere US-Bürger nicht legal. Die wichtigste Zielgruppe für die Grasbauern ist sowieso etwas älter. Etwa 20 Prozent aller Kunden sind 25 bis 29 Jahre alt.
Besonders konsumfreudig agieren auch die 21- bis 24-Jährigen (16 Prozent) und die 30- bis 34-Jährigen (15 Prozent). Ab dem 35. Lebensjahr nimmt der Grasbedarf allerdings konsequent ab. 70 bis 74-Jährige machen nur noch 0,8 Prozent aller Kunden aus. Wer älter als 80 ist, kauft so gut wie gar kein Gras mehr.
Frauen mögen vorgerollte Joints
Der Konsum ist dabei nicht gerade ein Schnäppchen. Pro Besuch in einem Cannabis-Shop geben die Kunden meist 25 bis 50 Dollar aus – durchschnittlich etwa 33 Dollar. Auf das Jahr gerechnet ist den Kunden ihr Gras 645 Dollar wert. Mehr als 57 Prozent investieren dabei mehr als 500 Dollar. Und etwa jeder Zehnte kauft Cannabis für mehr als 2500 Dollar.
Obwohl deutlich mehr Männer zu den Kunden gehören, variieren deren Kaufgewohnheiten nur geringfügig von den weiblichen Vorlieben. Zwar sind Frauen seltener in den Shops, kaufen dafür aber mehr Artikel ein und geben durchschnittlich 35 Dollar aus – und damit zwei Dollar mehr als die Männer.
Dafür unterscheiden sich die Warenkörbe von ihrem Inhalt stärker. So kaufen Frauen seltener als Männer die reine Pflanze, sondern eher vorgerollte Joints sowie Schokolade oder Cookies mit Gras.
Sowieso lässt sich in den USA das rauschfördernde Mittel in allen möglichen Variationen verkaufen. Sogar in Lollis oder Kaugummis wird THC – der wichtigste Grasbestandteil – beigemengt. Dennoch ist das unverarbeitete Cannabis das beliebteste Segment bei den Käufern – und das unter allen Altersgruppen. Die Beliebtheit von fertigen Joints nimmt mit dem Alter deutlich ab. Offenbar gelingt dann das Drehen der Tabak-Gras-Mischung immer besser.
Quelle: welt.de
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