Generation Gold bittet zur Kasse

  05 Auqust 2016    Gelesen: 554
Generation Gold bittet zur Kasse
Beim öffentlichen Rundfunk zu arbeiten lohnt sich nicht nur hierzulande. Die italienische Rai zahlt Spitzengehälter, bei denen der Regierungschef arm aussieht. Allerdings soll er die Geldposten abgesegnet haben.
Italien ächzt unter der Wirtschaftsmisere; allenthalben versucht die Regierung zu sparen und ließ darüber eine Höchstgrenze von Einkommen im öffentlich-rechtlichen Sektor und bei staatlichen Unternehmen festsetzen. Die Chefs dürfen nicht mehr als 240 000 Euro pro Jahr verdienen; und offenlegen sollen sie ihre Gehälter auch. Dabei kam jetzt zum Vorschein, dass zwar „nur noch“ 94 von 13 000 Chefangestellten mehr einnehmen; aber die gesamte Führungsetage der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt Rai bezieht auch „goldene Gehälter“: Rai-Generaldirektor Antonio Campo Dall’Orto steht mit 652 000 Euro pro anno an der Spitze. Antonio Marano, Präsident der Tochtergesellschaft Rai Pubblicità, kommt auf jährlich 392 000 Euro. Es folgen der Ex-Chefredakteur von Rai Uno, Mauro Mazza, mit 340 000 Euro und die Rai-Präsidentin Monica Maggioni mit 330 000 Euro.

Die Empörung trifft die Regierung von Matteo Renzi, der mit 117 000 Euro deutlich weniger verdient als jener Generaldirektor Campo Dall’Orto, den er kürzlich selbst an die Spitze hob und mit weitreichenden Befugnissen ausstattete, wozu er den Rai-Vorstand schwächte. Renzis Favorit sollte im Zeichen wirtschaftlicher Not ein Vorbild sein, heißt es. Rai-Bosse sollten Bescheidenheit üben und sich nicht mit steigenden Gebühren, die seit Juli zusammen mit der Stromrechnung bezahlt werden und bei rund siebzig Euro pro Jahr liegen, vom Bürger aushalten lassen.

Schon legte Codacons, der Verbraucherschutzverband, Beschwerde wegen „Schädigung der Staatskasse“ ein. Auch sei es eine nationale Schande, dass der pensionierte Mazza fürs Nichtstun 340 000 Euro kassiere. Der Rai-Vorstand, der für Gehälter verantwortlich ist, nennt die Vergoldung des Alters „ein altes Problem, das schon fast gelöst“ sei. Nur in sechs Fällen gebe es solch hohe Gehälter; bei 25 Pensionären seien die alten Verträge aufgehoben.

Cadocons nimmt an, Renzi habe der Rai rechtswidrig Sondergenehmigungen für „goldene Gehälter“ gegeben. In Renzis sozialdemokratischer Partei, dem Partito Democratrico (PD), wundert man sich nur. Während Renzi schweigt, sagte Parteipräsident Matteo Orfini, der PD prangere seit Jahren „solch inzestuöse Beziehungen“ an, mit denen sich Staatsbeamte „skandalös hohe Gehälter“ sicherten. Das klinge „wenig glaubwürdig“, sagte Alessandro Di Battista von der oppositionell-populistischen „Bewegung Fünf Sterne“.


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