Lindners Projekt 2017

  08 Auqust 2016    Gelesen: 408
Lindners Projekt 2017
Bei der Landtagswahl in NRW 2017 geht es um viel: Nur mit einem ordentlichen Ergebnis an Rhein und Ruhr kann der Wiederaufstieg im Bund gelingen. FDP-Bundesvorsitzender Lindner muss jetzt die Bündnisfrage klären.
Der 15. März 2012? Mit dem Datum verbindet Christian Lindner spontan nichts. Lindner sitzt in einem der schwarzen Ledersessel seines Büros im Düsseldorfer Landtag und runzelt verblüfft die Stirn. Lindner hätte lieber gleich über die Zukunft geredet, über das nächste Jahr. Im Herbst 2017 will Lindner die FDP nach vier Jahren außerparlamentarischer Opposition in den Bundestag zurückführen. Es ist das Ziel, dem der 37 Jahre alte Politiker alles unterordnet. Der „wichtigste Test“ für den Wiederaufstieg soll die nordrhein-westfälische Landtagswahl im Mai 2017 sein.

Lindners Logik lautet: Wenn die FDP unter seiner Führung in Nordrhein-Westfalen ein starkes Ergebnis erhält, ist das ein unüberhörbares Signal für die Bundestagswahl. Es klingt, als wolle Lindner die Landtagswahl zum Plebiszit über die Kanzlerkandidatur machen. Doch Lindner plant kein großspuriges „Projekt 18“ wie einst Guido Westerwelle. Sein „Projekt 2017“ ist ein vergleichsweise bescheidenes Vorhaben. Es geht darum, die zwischenzeitlich totgesagte FDP endgültig zu stabilisieren, ihr Comeback mit einem guten Ergebnis in Nordrhein-Westfalen abzusichern. Es geht um eine neue Dynamik für die FDP. So wie 2012.

Jüngster Abgeordneter der Landesgeschichte
Im März vor vier Jahren scheiterte die rot-grüne Minderheitsregierung in Düsseldorf mit ihrem Haushaltsentwurf, und der Landtag löste sich auf. Für die nordrhein-westfälische FDP war das eine bedrohliche Lage, in Umfragen war sie auf nur noch zwei bis drei Prozent abgestürzt. Damals bedurfte es der dringenden Bitten seiner engsten politischen Freunde, um Lindner davon zu überzeugen, dass die FDP – wenn überhaupt – nur mit ihm an der Spitze eine Chance habe.

Am 15. März 2012 führte der damalige FDP-Fraktionsvorsitzende Gerhard Papke das erste Gespräch mit Lindner. Papke kennt Lindner so gut wie kaum ein anderer Freier Demokrat. Die beiden verbindet eine lange Freundschaft. Gemeinsam beschlossen Papke und Lindner, für den Landtag zu kandidieren. Und als die FDP unter dem Marketing-Talent Jürgen W. Möllemann im Mai 2000 nach fünf Jahren außerparlamentarischer Opposition in Nordrhein-Westfalen das Comeback gelang, bekamen beide ein Mandat.

Lindner, gerade 21 Jahre alt, wurde der jüngste Abgeordnete der Landesgeschichte. In schnellen Schritten ging es für ihn voran: Mit 25 Jahren wurde Lindner Generalsekretär der nordrhein-westfälischen FDP. Nach dem FDP-Triumph bei der Bundestagswahl 2009 wurde der eben erst in den Bundestag gewählte Lindner dann Generalsekretär im Thomas-Dehler-Haus.

Lindner ist kein risikoaffiner Politiker

Lindner sitzt sehr aufrecht im Sessel seines Büros. Auf dem Landtagsvorplatz wehen die europäische, die deutsche und die nordrhein-westfälische Fahne. Lindner sagt: „Ich hatte 2012 andere Pläne. Die Rückkehr in die Landespolitik war nicht die erste Priorität.“

In der Politik gibt es erstaunlich oft Zufälle und merkwürdige Wendungen. Christian Lindner zum Beispiel war im Dezember 2011 überraschend vom Amt des Generalsekretärs der Bundes-FDP zurückgetreten. Statt seine Entscheidung zu begründen, philosophierte er damals über den Moment, „in dem man seinen Platz frei machen muss, um eine neue Dynamik zu ermöglichen“. Die „neue Dynamik“ blieb dann allerdings aus, und Lindner konzentrierte sich darauf, sein schon in der Rücktrittserklärung durch die kecke Schlussformel „Auf Wiedersehen!“ angekündigtes Comeback im Mittelbau der Partei zu beginnen.

Ende März 2012 wollte er sich zum Vorsitzenden des FDP-Bezirksverbands Köln wählen lassen. Grundsolide abgesichert sollte sein Wiederaufstieg sein: Anders, als viele glauben, und anders, als er gerne selbst glauben macht, ist Lindner kein risikoaffiner Politiker. Nach der Auflösung des nordrhein-westfälischen Landtags im März 2012 leuchtete es ihm jedenfalls nicht gleich ein, warum er in den kaum 60 Tagen bis zur Wahl der Spitzenkandidat seiner Partei sein sollte. Doch als die Entscheidung gefallen war, stürzte sich Lindner voll und ganz ins Abenteuer.


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