Japans Kaiser in einer TV-Ansprache eine Abdankung angedeutet

  09 Auqust 2016    Gelesen: 475
Japans Kaiser in einer TV-Ansprache eine Abdankung angedeutet
Die älteste Erbmonarchie der Welt bekommt womöglich ein neues Oberhaupt. Der japanische Tenno Akihito hat in einer TV-Ansprache eine Abdankung angedeutet. Dafür müssten jedoch zunächst Gesetze geändert werden.
Der japanische Tenno Akihito hat erstmals vage über einen möglichen Rücktritt vom höchsten Staatsamt gesprochen. "Ich fürchte, dass es für mich schwierig wird, meine Aufgaben als Symbol des Staates mit voller Kraft zu erfüllen, wie ich das bis jetzt getan habe", sagte der 82-Jährige in der zweiten TV-Ansprache seiner gesamten Amtszeit.

Seine körperliche Verfassung habe sich verschlechtert, so Akihito. Er sei nun mehr als 80 Jahre alt, seine Kraft lasse nach und er habe bereits zwei Operationen hinter sich. Manchmal fühle er "verschiedene Einschränkungen", etwa durch seine körperliche Fitness.

Seinen Rücktritt erklärte Akihito allerdings nicht, und er nannte dieses Wort auch nicht - vermutlich aus verfassungsrechtlichen Gründen: Das Thronfolgegesetz in Japan sieht eine Abdankung des Staatsoberhauptes nicht vor, sie müssten für einen solchen Schritt geändert werden.

Ministerpräsident Shinzo Abe sagte, er nehme die Äußerungen des Kaisers ernst und werde darauf reagieren. "Angesichts der Pflichten des Kaiser sowie seines Alters und der Last seiner Funktion müssen wir schauen, was wir tun können", sagte er. Die Regierung könnte die Andeutungen des Tennos als Wunsch interpretieren, ihm durch eine Änderung der Gesetze die Abdankung zu ermöglichen.

Mitte Juli hatte das kaiserliche Hofamt in Japan Berichte über Rücktrittsabsichten von Kaiser Akihito noch dementiert. Derartige Berichte seien "absolut unwahr", sagte der stellvertretende Hofmeister des kaiserlichen Haushalts, Shinichiro Yamamoto. Zuvor hatten japanische Medien gemeldet, Akihito wolle "innerhalb der nächsten Jahre" abdanken. Zur Begründung habe er angeführt, dass auf dem Thron jemand sein solle, der die damit verbundenen Aufgaben voll erfüllen könne.

Der Nachfolger wäre sein 56-jähriger Sohn - In der jüngeren Geschichte des Landes kam es noch nie vor, dass ein der Monarch abdankte. Während Umfragen zufolge die meisten Japaner Verständnis für einen derartigen Schritt hätten, sind viele konservative Anhänger von Regierungschef Abe dagegen. Sie fürchten eine Debatte darüber, ob auch Frauen den Thron besteigen dürfen sollen. Dies wäre für Traditionalisten ein Tabubruch.

Akihito, dessen Regentschaft den Namen Heisei ("Frieden schaffen") trägt, ist seit dem 7. Januar 1989 das Oberhaupt der ältesten Erbmonarchie der Welt. Er ist der erste Tenno, der sein Amt nicht mehr als Gott antrat: Sein 1989 gestorbener Vater, Kaiser Hirohito, hatte nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg der Göttlichkeit des Kaisers entsagt.

Der im Volk beliebte Tenno würde im Falle einer Abdankung von seinem ältesten Sohn, dem 56-jährigen Kronprinzen Naruhito, als Staatsoberhaupt abgelöst werden. Akihito hatte seine Verpflichtungen als Monarch zuletzt zurückgefahren und wird bereits öfter von Naruhito vertreten. Der Kronprinz hat eine Tochter. In der offiziellen Thronfolge kommt danach Naruhitos Bruder Akishino und dann sein Neffe, der neunjährige Hisahito.

Der Kaiser verfügt in Japan über keine politische Macht. Er ist aber laut Verfassung ein Symbol für den Staat und für die Einheit des Volkes. Der Tenno nimmt repräsentative Aufgaben war, ernennt offiziell den Regierungschef, verkündet Gesetzesänderungen und empfängt Staatsgäste.

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