USA: Schwarze brauchen über 200 Jahre bis zum „weißen“ Wohlstand von heute – Studie

  11 Auqust 2016    Gelesen: 530
USA: Schwarze brauchen über 200 Jahre bis zum „weißen“ Wohlstand von heute – Studie
Die frühere US-Politik hat eine Vermögenskluft zwischen der weißen und farbigen Bevölkerung geschaffen, die heutige US-Politik vertieft diese noch. Dies ergab eine Studie des Institute for Policy Studies (IPS) und der Corporation for Economic Development (CFED), wie das US-Magazin „The Nation“ berichtet.
Die Untersuchung der zwei Thinktanks ergab: Sollten die bereits existierenden Wirtschaftstrends auch in Zukunft weiter bestehen, braucht ein durchschnittlicher „schwarzer" US-Haushalt noch wenigstens 228 Jahre, um das Wohlstandsniveau eines heutigen „weißen" Durchschnitts-Haushalts zu erreichen. Eine durchschnittliche Latino-Familie bräuchte dazu 84 Jahren.

Die Studienautoren verfolgten in ihrer Arbeit die Vermögensentwicklung in US-amerikanischen Familien im Zeitraum von 1983 bis 2013. Im Laufe von 30 Jahren hat sich das durchschnittliche Vermögen der weißen Familien um 84 Prozent vermehrt. Dieser Anstieg ist dreimal so groß wie der des durchschnittlichen Vermögens in den afroamerikanischen Haushalten und 1,2 Mal so groß wie die Wachstumsrate, die der durchschnittliche Latino-Haushalt genießen konnte.

Sollten diese Trends im Laufe der nächsten 30 Jahre anhalten, wird das durchschnittliche Nettovermögen der „weißen" Haushalte um 18.000 US-Dollar jährlich steigen, wobei dieser Wert bei Afro- und Hispano-Amerikanern lediglich 750 beziehungsweise 2.250 US-Dollar pro Jahr erreicht.

2043 wird Prognosen zufolge die farbige Bevölkerung in den USA die Mehrheit ausmachen, bis dahin kann sich der Wohlstandsunterschied zwischen den weißen Familien und den Afro-Amerikanern und Latinos verdoppelt haben. Und falls es keine bedeutenden Eingriffe durch den Staat in der US-Wirtschaft und keine drastischen Veränderungen in der Wirtschaft geben wird, wird dieser Abstand niemals abnehmen, so die Verfasser.

„Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Picketty sagte einmal: Wenn sich nichts ändert, werden wir uns in Richtung Erb-Aristokratie des Reichtums bewegen", so Chuck Collins, einer der Studien-Autoren. „Was er nicht sagte ist, dass es in den Vereinigten Staaten fast ausschließlich eine weiße Aristokratie des Reichtums sein würde."

In der Studie wurden finanzielles Vermögen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und Geschäftskapital miteinberechnet, langlebige Güter und Haushaltsgeräte wurden nicht einkalkuliert. Außerdem wurden die Amerikaner asiatischer Herkunft und Abkömmlinge der Einwohner von Pazifik-Inseln, Indianer und andere Vertreter der farbigen Bevölkerung wegen Mangels an den vorliegenden Daten nicht in der Studie berücksichtigt.

Die Einkommens-Ungleichheit zwischen den „Rassen" werde mit den Jahren weiter zunehmen, so „The Nation". Laut einer Studie des US-Forschungszentrums „Demos" lag das durchschnittliche Einkommen der Weißen 2011 um 50 Prozent höher als das der Schwarzen und Latinos.

Die heutige Vermögens-Schere sei im Laufe von 400 Jahren der „Sklaverei, Rassentrennung und institutionalisierten Diskriminierung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt" geschaffen worden, er werde aber auch heutzutage nicht überwunden, hieß es weiter. Er steige nicht nur dank der Einkommensungleichheit: Das akkumulierte Vermögen sei ein Mechanismus, mit dem der wirtschaftliche Erfolg von Generation zu Generation weitergegeben werde. Es entstehe ein Teufelskreis: Arme Gemeinden hätten geringere Steuergrundlagen zur Finanzierung ihrer Schulsysteme, was zu einer starken Ungleichheit in der Bildungsqualität führt. Eine wohlhabende Familie könne ihren Kindern das Studium bezahlen oder die Anzahlung für ein erstes Eigenheim leisten oder auch das Startkapital für ein kleines Business bereitstellen. Die Kinder in solchen Familien hätten ganz natürlich bessere Aufstiegsmöglichkeiten. Der Wohlstand könne auch dabei helfen, Krisen wie Arbeitsplatzverlust und unerwartete medizinische Kosten zu überstehen, ohne in Schulden zu geraten.

Laut dem Princeton-Soziologen Dalton Conley ist das Vermögen einer Familie die einzig wichtige Garantie für wirtschaftlichen Erfolg der Kinder.

Gleichzeitig gebe der Staat Riesensummen für die Subventionierung von Ausbildungskosten, Rentenversicherung und Immobilienkauf derjenigen aus, die sowieso wohlhabend seien, schreibt „The Nation".

Laut einer Analyse der Nichtregierungsorganisation „National Priorities Project" von 2013 werden 77 Prozent der kostspieligsten Subvention im US-Haushalt, aus der die Steuerabzüge im Fall von Eigenheimhypotheken finanziert werden, an die Haushalte ausgezahlt, deren jährliches Einkommen zwischen 75.000 und 500.000 US-Dollar liegt. Ebenso würden zwei Drittel der Staatssubventionen für Rentenersparnisse an Personen ausgezahlt, deren Einkommen zu den oberen 20 Prozent in der Gesamtverteilung gehören.

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