Die Daten lassen darauf schließen, das die Einkommensungleichheit in Deutschland heute weit höher ist als noch vor 20 Jahren.
"Vor allem zwischen 1999 und Mitte der 2000er Jahre stieg die Ungleichverteilung der verfügbaren Haushaltseinkommen deutlich an."
Ihren Höhepunkt hatte die Einkommensungleichheit im Jahr 2005. Danach konnte man sogar einen leichten Rückgang beobachten. Seit dem Jahr 2010 steigt die Ungleichheit jedoch wieder an.
"Trotz zwischenzeitlicher Erholungsphasen zeigt der langfristige Trend der Einkommensungleichheit somit nach oben."
Obwohl die aktuelle konjunkturelle Entwicklung gut verläuft, ist keine Besserung bei der Verteilung der Haushaltseinkommen festzustellen. Auch nimmt die Armutsquote nicht, wie erwartet, ab. Somit lässt sich festhalten, dass nicht alle Haushalte vom derzeitigen Aufschwung profitieren.
Eine Analyse aus dem Jahr 2015 belegt, dass sich die Einkommensverteilung seit den 1980er Jahren deutlich verfestigt hat. Was bedeutet, dass die Aufstiegschancen der einkommensärmeren Bevölkerung seither abnehmen. Laut der Stiftung ist Deutschland damit das Land mit der zweithöchsten Vermögensungleichheit. Besonders in der ersten Hälfte der 2000er Jahre hat die Einkommensungleichheit überproportional stark zugenommen.
Vermögen ist der Studie nach "grundsätzlich sehr viel ungleicher verteilt als Einkommen". Exakte Aussagen lassen sich aufgrund unzureichenden Datenlage nur schwer machen. Dies liegt daran, dass besonders hohe und sehr hohe Vermögen untererfasst bleiben.
Doch geht die Studie davon aus, dass die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte in Deutschland zusammen etwa 60 Prozent des Gesamtvermögens besitzen. 20 Prozent besitzen kein Vermögen, wobei etwa neun Prozent Negativvermögen haben, also verschuldet sind.
Die Böckler-Stiftung hat sich auch dem Zusammenhang zwischen Einkommensverteilung und Wirtschaftswachstum gewidmet. Bisher besteht in der Forschung hierzu noch kein Konsens. Jüngste Forschungsarbeiten des IWF und der OECD zeigen jedoch:
"Länder mit höherer Einkommensungleichheit gemessen am Gini-Koeffizient der verfügbaren Haushaltseinkommen in den vergangenen Jahrzehnten verzeichneten ein geringeres Wirtschaftswachstum und kürzere Wachstumsphasen als Länder mit geringerer Einkommensungleichheit".
Das liegt daran, dass "untere Einkommensgruppen bei steigender Ungleichheit" weniger in Bildung investieren können. Das schwächt die soziale Mobilität und die Entwicklung des Humankapitals. Was wiederum das Wirtschaftswachstum bremst.
Diese Forschungsarbeiten weißen bisher noch methodische Schwächen auf. Die Stiftung geht aber davon aus, dass es "wahrscheinlich" ist, dass "zunehmende Ungleichheit zu einem schwächeren gesamtwirtschaftlichen Wachstum führt".
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