Mindestens 14 Tote in einer Olympia-Woche

  17 Auqust 2016    Gelesen: 1036
Mindestens 14 Tote in einer Olympia-Woche
Die Kriminalität in Rio macht während Olympia keine Pause. Menschenrechtler machen auch die Polizei für die vielen Opfer verantwortlich. Die Sportverbände ziehen ihre eigenen Schlüsse.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die anhaltende Gewalt und mangelnde Sicherheit während der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro beklagt. Nach Angaben der Organisation wurden in der ersten Woche seit Eröffnung der Spiele mindestens 14 Menschen getötet.

Amnesty zählte in einem in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Bericht insgesamt 59 Zusammenstöße mit Schusswechseln, bei denen außerdem mehr als 30 Menschen verletzt wurden. Zu den Zusammenstößen kam es meist bei Razzien der Sicherheitskräfte in Favelas im Norden Rios, nachdem dort bei Feuerüberfällen von Drogenbanden Beamte verletzt oder getötet worden waren. Nach Angaben der Behörden wurden seit Beginn der Spiele mindestens zwei Polizisten erschossen.

Amnesty wirft der Polizei vor, unverhältnismäßige Gewalt anzuwenden. Allein im Juni töteten Polizisten bei ihren Einsätzen in Rio nach offiziellen Angaben 49 Menschen. Die Opfer von Polizeigewalt sind zumeist junge Männer dunkler Hautfarbe in den Favelas.

Das Organisationskomitee der Spiele in Rio gab zu, dass „Gewalt ein Problem bei diesen Spielen ist“. Der Sprecher des Komitees Mario Andrada entschuldigte sich am Montag bei vier amerikanischen Schwimmern, die in der Nacht zum Sonntag von Bewaffneten in einem Taxi überfallen und ausgeraubt worden waren. Schon zuvor waren Athleten und Begleiter aus verschiedenen Ländern bei bewaffneten Überfällen bestohlen und bedroht worden. Das australische Olympia-Komitee empfahl seinen Athleten, das olympische Dorf abends nicht mehr zu verlassen. Zu Beginn der Wettkämpfe war ein Bus mit Journalisten mit Steinen beworfen worden.

Das umfassende Sicherheitsaufgebot von 85.000 Polizisten, Soldaten und Nationalgardisten – doppelt so viele Beamte wie bei den Sommerspielen in London 2012 – soll vor allem einen befürchteten Terroranschlag verhindern. Ende Juli hatten Polizei und Geheimdienst in zehn Bundesstaaten zwölf Verdächtige festgenommen, die Anschläge bei den Spielen geplant haben sollen. Am 10. August wurden zwei weitere Verdächtige verhaftet. Bei ihnen handelt es sich nach Angaben der Behörden um brasilianische Konvertiten zum Islam. Die Verhaftungen erfolgten auf der Grundlage des im März vom Parlament in Brasília verabschiedeten Anti-Terror-Gesetzes, das dem Geheimdienst und den Sicherheitsbehörden umfassende Befugnisse einräumt und schon allgemeine Vorbereitungen von Anschlägen mit Strafen von bis zu 15 Jahren Gefängnis belegt.

Nach Angaben von Justizminister Alexandre de Moraes bestand ungeachtet der Festnahmen zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Sicherheit der Spiele. Die Verhafteten seien „absolut amateurhaft“ vorgegangen. Brasilianische Untersuchungsrichter haben unterdessen die Sicherheitsverwahrung der Verdächtigen über die ursprüngliche Frist von 30 Tagen hinaus bewilligt, weil ein ausreichender Anfangsverdacht für die Verübung von Anschlägen bestehe.


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