Was Psychologen aber bisher nicht wussten ist, was genau dieses erhöhte Risiko auslöst. Ist es die Abwesenheit eines Elternteils nach der Trennung? Der Loyalitätskonflikt, wenn später ein neuer Partner auftaucht und einzieht? Oder schlicht der Stress, der durch die heftigen und wiederkehrenden Konflikte für alle Familienmitglieder mit der Trennung einhergeht?
Forscher um Daphne Hernandez von der University of Houston haben jetzt versucht, diese Frage zu beantworten. Sie sahen sich Daten von fast 4000 US-amerikanischen Jugendlichen im Alter von 18 Jahren an. Dabei verglichen sie jene, die immer mit ihrem Vater zusammengelebt hatten, mit den Jugendlichen, deren Vater das Haus endgültig verlassen hatte, und mit jenen, deren Vater erst ausgezogen war, später aber wieder zur Familie zurückkehrte.
Welcher Familientyp ist schlimmer für die Psyche der Kinder?
Sie verglichen die letzten beiden Gruppen deshalb, weil beide Familientypen für Instabilität stehen. Nur welche war schlimmer für die Psyche der Kinder? Im "Journal of Marriage and Family" berichten die Wissenschaftler, dass es einen deutlichen Unterschied gab – aber nur für die Mädchen.
Mädchen, deren Vater die Familie verlassen hatte, dann aber zurückkam, waren genauso selten depressiv wie Mädchen, die von Geburt an mit ihrem biologischen Vater im selben Haushalt gelebt hatten. Deutlich depressiver waren die Mädchen, deren Vater die Familie endgültig verlassen hatte.
Allein an der Abwesenheit des Vaters kann das nicht liegen, denn diese gab es auch bei den Boomerang-Vätern, wie Hernandez und ihre Kollegen jene Männer nennen, die zur Familie zurückkehrten. Auch Loyalitätskonflikte können nicht schuld sein, denn neue Partner gab es mitunter auch in den Boomerang-Familien, bevor der biologische Vater wiederkehrte – ebenso, wie es nach der Trennung auch große Konflikte gab.
Warum das Risiko für Depressionen bei Mädchen erhöht ist
Es muss also noch eine andere Erklärung geben für das erhöhte Risiko für Depressionen. Die Forscher glauben, dass das Kind die Situation, die zur Trennung führt, zwar rational verstehen kann, sie aber trotzdem auf sich bezieht.
Kappt der Vater die Beziehung zur Mutter, fühlt sich die Tochter so, als wäre auch die Beziehung zu ihr gekappt. Ein Vater, der später zurückkehre, mache diese Erfahrung vom Verlassenwerden wieder gut und verhindere so wohl mitunter eine Depression bei seiner Tochter, schreiben die Autoren.
"Auch wenn die Beziehung zwischen den Eltern komplex bleibt, gibt es beim Boomerang-Vater ein Bekenntnis, eine Verbindlichkeit der Familie gegenüber." Und damit auch den Kindern gegenüber. Bleibt nur die Frage, warum es bei den Söhnen anders zu sein scheint: Bei ihnen machte es nämlich keinen Unterschied, ob der Vater wegblieb – oder irgendwann zurückkehrte.
Quelle : welt.de
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