Mini rein elektrisch? Von wegen, so weit kommts noch. Als sportlich positionierte Marke muss das Programm auch Verbrenner bereithalten, denn so mancher Kunde schätzt eben auch den Motorsound. Und bei Mini macht sich das allgemein übliche Downsizing auch nicht so bemerkbar, denn kleinervolumige Drei- und Vierzylinder waren hier früher an der Tagesordnung und sind es auch heute noch. Und die Leistung ist längst auf ein ansehnliches Level gestiegen. Allerdings gibt es mit 300 PS starken Zweiliter-Vierzylinderturbos der letzten Countryman-Ausbaustufe sogar etwas weniger Leistung als zuletzt - am Berg verhungern muss dieses SUV jedoch nicht gerade.
Aber! Die Elektrovarianten wirbeln das Antriebsgefüge ehrlicherweise schon ein bisschen durcheinander. Wer mal den Stromer ausprobiert und den Punch gerade auf den ersten Metern gespürt hat, stellt den bisher als klar pro Verbrenner ausgehenden Fight plötzlich infrage. Antritt versus Motorklang? Da gewinnt der Sound? Wirklich? Lass zunächst auf den Antritt schauen: Im Vergleich zum Stromer wirkt der Benziner plötzlich müde, weil dieser sein maximales Drehmoment (400 Newtonmeter) erst mit der Drehzahl aufbauen muss. Und der siebengängige Doppelkuppler braucht manchmal eine Spur zu lange, um sämtliche Gänge durchzusortieren.
Um etwaigem Schlupf vorzubeugen, rollt der starke John Cooper Works allerdings ausschließlich mit Allradantrieb auf die Straße. Das verhindert hilfloses Scharren mit den Vorderrädern vor allem auf nassem Asphalt. Ein eher stramm gehaltenes Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern lässt den 1,7-Tonner manchmal etwas trocken über harte Fugen rollen, aber die sportliche Attitüde ist hier schließlich Programm.
Und nun zum Sound. Ja, natürlich haben die Techniker dem sportlichen John Cooper Works das Schnauben und Wüten beigebracht, wenn der Fahrer am oberen Rande des Drehzahlbereichs operiert. Und dann drückt das formal als Kleinwagen geltende, aber in Wirklichkeit gar nicht so kleine SUV seine Passagiere mit ganz schönem Schmackes in die Sportsessel. Nach 5,4 Sekunden steht die 100-km/h-Marke. Bloß das im Prospekt versprochene Gokart-Feeling mag hier nicht richtig aufkommen.
Der Countryman ist nicht so sehr Gokart wie die kleinere Basis
Nicht, dass dieser Mini schwerfällig wäre. Aber ein kleiner, flinker Kurvenjäger? Dazu passen schon die Abmessungen mit dem hohen Schwerpunkt nicht. Mit 4,44 Metern Länge und 1,66 Metern Höhe ist der Countryman ein ziemlich erwachsenes Auto, keine Spur also von Kleinwagen. Selbst praktische Züge kann man dem Wahlbriten kaum absprechen angesichts üppigen 1530 Litern Kofferraumvolumen. Und bei 2,69 Metern Radstand lädt sogar die zweite Reihe zum fröhlichen Verweilen ein mit viel Bein- und Kopffreiheit.
Der Countryman als Familienkutsche? Na klar, und das sogar als ziemlich stylishe Ausgabe einer solchen. Denn was Ästhetik und Design angeht, ist der Mini besonders ambitioniert. Sein Äußeres ist wie ein Suchbild, auf dem es immer wieder etwas zu entdecken gibt. Seien es die schneidig gestalteten LED-Heckleuchten, das in Kontrastfarbe lackierte Dach, das Element im hinteren Seitenfenster, auf dem der Modellschriftzug geschrieben steht, oder die eigenwillig gestalteten Scheinwerfer. Im Falle des JCW gesellen sich noch die vierflutige Auspuffanlage sowie markante rote Bremssättel dazu.
Begleitet wird die minitypische Außen- von einer ebensolchen Innenarchitektur. Als markantes Element sticht der runde Zentraltouchscreen in sogenannter OLED-Technologie (hohe Effizienz und Kontrastreichtum) hervor. Allerdings sitzt dieser in der Mitte, was ergonomisch nicht ganz lupenrein ist. Wer schön sein will, muss eben leiden. In diesem Fall trifft das auf den Fahrer zu. Der wird dafür entschädigt durch eine mit modischem Stoff bezogene Armaturentafel, darf zudem auf stylishe Lüftungsdüsen schauen. Und eine gut zugängliche Ladeschale für das Smartphone gibt es obendrein.
Bei der Bedienung ist der Mini ganz BMW, erfreut mit einer Taste, auf deren Druck man das Assistentenwesen gut kontrollieren kann. Hier erfolgt auch die Deaktivierung von übermäßig piependen und vibrierenden Gimmicks. Ein eigenes Paneel zur Steuerung von rudimentären Klimafunktionen sowie Lautstärke mittels physischer Kippschalter und Tasten sollen versöhnlich stimmen dafür, dass leider auch oft das nicht immer übersichtliche Menü bemüht werden muss.
Unter dem Strich darf man feststellen, dass das Preiskapitel das unerfreulichste ist, zumindest beim Countryman John Cooper Works. Die zweifellos begehrte Mischung aus einigermaßen hohen Fahrleistungen, Lifestyle, Praxistauglichkeit sowie Qualität lässt sich der Konzern etwas kosten. Beim Grundpreis von 53.920 Euro dürfte der eine oder andere Interessent erst einmal schlucken und auf eine attraktive Leasingrate hoffen.
Immerhin weilen Head-up-Display (allerdings mit wenig Premiumcharakter verströmender Plexiglasscheibe), Navi, Sitzheizung und Tempomat frei Haus an Bord. Wer den Countryman allerdings richtig stylish machen will und zu ausgefallenen Exterieur-Optionen greifen möchte, zahlt ebenso drauf wie technikaffine Kunden mit dem Wunsch nach weiteren autonomen Fahrfunktionen. Andererseits kann man auf Letztere auch gut verzichten und den Mini Countryman so genießen, wie er ist. Viel Spaß dabei!
Quelle: ntv.de
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