Es habe "vermehrt Anfragen von Kundinnen" gegeben, die das Spray "in gewohnter Einkaufsumgebung kaufen wollten", erklärt dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer. "Wir haben das geprüft und uns entschieden, das Tierabwehrspray in unser Angebot aufzunehmen." Seit dem 23. Juni ist es in den dm-Märkten verfügbar, bereits seit 9. Mai im Online-Shop. Die Resonanz der Kundinnen sei "überwiegend positiv", sagt Bayer. Und auch die Verkäuferin in einer DM-Filiale in Berlin-Mitte berichtet, dass sich das Spray "sehr gut verkauft", "gerade in den letzten Wochen". Bayer will sich nicht konkret dazu äußern, ob die Nachfrage mit den Angriffen in der Kölner Silvesternacht oder den jüngsten Anschlägen in München, Ansbach und Würzburg zu tun hat. Er verweist lediglich auf die Nachfrage der Kundinnen, die offenbar ein gewachsenes Sicherheitsbedürfnis widerspiegele. Doch ist ein Pfefferspray tatsächlich das richtige, vor allem erlaubte Mittel zur Verteidigung?
Für Pfefferspray braucht man eine Sondergenehmigung
Der Hersteller selbst weiß um den schmalen Grat. "Pfeffersprays dürfen nur bei vorliegenden Sondergenehmigungen, wie zum Beispiel bei Polizei und Militär verwendet werden", heißt es auf der Verpackung. "Dieses Pfefferspray ist zur Tierabwehr vorgesehen." Doch "in einer Notwehrsituation obliegt es der Einschätzung des Betroffenen, sich mit geeigneten Mitteln zu verteidigen". Der Selbstschutz müsse "verhältnismäßig" sein, "kann aber auch mit nicht dafür vorgesehenen Mitteln, wie einem Pfefferspray, erfolgen." Auf der Dose steht, dass das Spray zwar gegen Tiere vorgesehen sei, aber "es wirkt ebenso überzeugend gegen Menschen". Dafür aber ist das Mittel in Deutschland gar nicht zugelassen.
Die Konkurrenz reagiert entsetzt
Zieht DM-Konkurrent Rossmann angesichts der großen Nachfrage nach und nimmt ebenfalls "Tierabwehrspray" ins Sortiment auf? "Nein", versichert ein Sprecher: "Ein Pfefferspray ist im Grunde ein Menschenabwehrspray". Er wundere sich, dass DM, das seine anthroposophischen Unternehmensphilosophie unterstreiche, ein solches Spray verkaufe. "Wir sind ein Drogeriemarkt. Bei uns gibt es keine Schlagstöcke, keine Pistolen und auch kein Pfefferspray, solche Produkte überlassen wir lieber dem Fachhandel", sagt der Rossmann-Sprecher.
Da gehört es auch hin, meint Ingo Meinhard, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler. Er findet es bedenklich, Tierabwehrspray im Drogeriemarkt zu verkaufen. Denn um Selbstverteidigungsmittel wie Pfefferspray richtig einsetzen zu können, müsse man gut beraten werden, "sonst nebelt man sich am Ende noch selbst damit ein". Auch die Fachhändler können seit Herbst 2015 eine verstärkte Nachfrage nach Mitteln wie Pfefferspray feststellen. Nach Silvester und den jüngsten Anschlägen in Bayern habe diese noch einmal zugenommen – bei Frauen wie bei Männern. Konkrete Absatzzahlen nennt Meinhard jedoch nicht.
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