Die Überschussreserven geben das Guthaben der Banken bei der EZB an, das über die sogenannte Mindestreserve hinausgeht. Damit kann die Notenbank das Zinsniveau und die Kreditvergabe der Banken grob steuern. Normalerweise ist der Überschuss über die Pflichtreserve hinaus sehr gering. Aufgrund der massiven Wertpapierkäufe der EZB sind die Guthaben der Banken aber angeschwollen.
Die EZB hatte im März 2015 erstmals damit begonnen, Wertpapiere zu kaufen. Seither hat sie Wertpapiere von öffentlichen Schuldnern wie Staaten im Wert von 990 Milliarden Euro erworben. Darüber hinaus kauft sie weitere Vermögenswerte wie Unternehmensanleihen, besicherte Bankanleihen und Kreditverbriefungen.
Für die Banken werden die Überschüsse zur Belastung: Die EZB nimmt für das Geld, dass die Institute bei ihr parken, einen Negativzins von minus 0,4 Prozent. Das bedeutet, dass die Banken dafür zahlen müssen, wenn sie das Geld auf einem Konto der EZB liegen haben. Und daran dürfte sich kurzfristig nichts ändern.
"Das ist kein kurzfristiges Phänomen"
Das EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny erwartet eine lange Phase extrem niedriger Zinsen in der Eurozone. "Das ist kein kurzfristiges Phänomen, das von den Notenbanken eingeführt wurde, das sind langfristige ökonomische Entwicklungen", sagte Nowotny.
Die Weltwirtschaftskrise 2008 sei nicht einfach nur ein Konjunktureinbruch gewesen, sondern ein Strukturbruch, sagte Nowotny, der auch Chef der österreichischen Notenbank ist. "Wir leben seither in einer Welt mit deutlich niedrigeren Wachstumsraten und Inflationsraten und damit auch niedrigeren Zinssätzen."
Der Notenbanker verglich die Debatte über die Niedrigzinspolitik mit dem Jammern über Regen. "Man kann sich darüber ärgern, auch über den Meteorologen - also die EZB - schimpfen, aber besser ist es, sich mit einem ordentlichen Regenschutz zu bedienen."
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