Haushalte "mit hoher Überschuldungsintensität" bezeichnen unter anderem Personen oder Familien, die über einen längeren Zeitraum ihre Schulden bei mehreren Gläubigern nicht zurückzahlen können. Die Zahlen sollen im neuen Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung veröffentlicht werden.
Die Linkspartei warnte im Gespräch mit der Zeitung vor einer steigenden Armutsgefährdung. "Immer mehr Menschen geraten in die Schuldenfalle, in vielen Fällen bedingt durch Erwerbslosigkeit, Krankheit oder ein niedriges Einkommen", sagte Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann.
Die soziale Sicherung im Fall der Erwerbslosigkeit müsse wieder gestärkt werden, forderte Zimmermann. Dies könne zum Beispiel durch einen verbesserten Zugangs zur Arbeitslosenversicherung geschehen oder durch die Einführung einer "tatsächlich existenzsichernden sanktionsfreien Mindestsicherung", so die Politikerin: "Um nicht in eine Schuldenspirale zu geraten, brauchen die Menschen gute Arbeit und Löhne, die zum Leben reichen."
Das Statistische Bundesamt hatte im Juli dieses Jahres in seiner neuen Überschuldungsstatistik aufgezeigt, dass im Jahr 2015 in 20 Prozent aller Fälle der Verlust des Arbeitsplatzes Ursache für private Schulden war. Auch Krankheit, Sucht oder die Folgen eines Unfalls führen zu Überschuldung. Jeder siebte der 647.000 Schuldner suchte aus einem dieser Gründe im vergangenen Jahr bei einer Insolvenzberatungsstelle Hilfe. Überschuldung durch unangemessenes Konsumverhalten – das in der Statistik als "unwirtschaftliche Haushaltsführung" bezeichnet wird – wurde lediglich in elf Prozent aller Fälle als Hauptursache festgestellt.
Für die Statistik haben die Experten anonymisierte Daten zu 113.000 Privatleuten ausgewertet, die 2015 die Hilfe einer der 1.400 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Anspruch genommen haben. Nach Einschätzung der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände stecken bundesweit sechs bis sieben Millionen Menschen in der Schuldenfalle.
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