Bei der festgenommenen 19-Jährigen handle es sich um die Tochter des Mannes, dessen verdächtiges Auto am Wochenende nahe der Pariser Kathedrale Notre Dame entdeckt worden war, teilte die Polizei mit. Die weiteren Festgenommenen seien 23 und 39 Jahre alt. Die 19-Jährige stach demnach bei der Festnahme einem Polizisten in die Schulter; die Verletzung sei nicht lebensgefährlich, sagte Cazeneuve. Die Polizei schoss der jungen Frau nach eigenen Angaben in Reaktion auf die Messerattacke ins Bein.
Innenminister Cazeneuve lobte am Abend die Arbeit von Polizei und Geheimdienst und sprach von einem „wahren Wettlauf mit der Zeit“. Aus Polizeikreisen hieß es, ein Anschlag sei den Erkenntnissen zufolge möglicherweise noch für Donnerstag geplant gewesen. Eine Anschlagswarnung sei an die Bahnhöfe in Paris und im Département Essonne ausgegeben worden.
Die Frauen wurden in Boussy-Saint-Antoine südlich von Paris festgenommen. Der Fall war am Wochenende ins Rollen gekommen, als nahe der Pariser Kathedrale Notre Dame ein verdächtiges Auto entdeckt worden war. Es hatte keine Nummernschilder, die Warnblinker waren angeschaltet und im Innenraum lag eine Gasflasche. Die Flasche war leer, im Kofferraum befanden sich nach Angaben der Ermittler aber fünf volle Gasflaschen. Eine Vorrichtung, mit der die Flaschen als Sprengsatz hätten gezündet werden können, wurde nicht entdeckt.
Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete Vorermittlungen wegen Terrorverdachts ein. Der Besitzer des Fahrzeugs wurde zwischenzeitlich festgenommen, doch am Dienstagabend nach einer Befragung durch die Ermittler wieder freigelassen. Nach seiner Tochter, die er als radikalisiert beschrieb, war aber weiter gefahndet worden; es handelt sich um die 19-Jährige, die nun bei der Festnahme verletzt wurde.
Vier weitere Verdächtige, unter ihnen ein Paar mit Kontakten zu radikalen Islamisten, waren bereits am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag in Gewahrsam genommen worden. Es handelt sich dabei um zwei Brüder und deren Partnerinnen, wobei die Polizei sich vor allem für die Frauen interessiert, die zu der Tochter des Besitzers des Fahrzeugs vor der Notre-Dame Kathedrale in Kontakt stehen sollen. Bei den Ermittlungen ging es im Wesentlichen darum herauszufinden, ob ein Anschlag geplant war oder nicht. In Frankreich herrscht seit den Pariser Anschlägen Mitte November der Ausnahmezustand. Die Behörden befürchten ständig weitere Attacken. Cazeneuve sprach in seiner Rede von 260 Festnahmen seit Anfang des Jahres, die in Zusammenhang mit Terrorismus stehen.
Unterdessen ist am Donnerstag ein ehemaliges Mitglied einer islamistischen Vereinigung, die mehrere Attentate in Algerien zwischen 1990 und 2000 verübten, untergetaucht. Merouane Benahmed ist seit Dezember 2015 in Mayenne, südwestlich von Paris gelegen, gemeldet. Er wurde 2006 zu zehn Jahren Haft verurteilt und 2011 entlassen. Da ihm in Algerien die Todesstrafe droht, kann er nicht dorthin ausgewiesen werden. Er muss sich dreimal am Tag bei der örtlichen Polizeistelle melden, seit Donnerstag ist er dort nicht mehr erschienen. Französische Medien berichten, er sei auf der Flucht. Ob sein Verschwinden in Zusammenhang mit den Festnahmen der Frauen steht, ist unklar.
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