In den nächsten Jahren fehlen 10.000 Busfahrer
„Es fehlen akut 2000 Busfahrer“, heißt es seitens des Bundesverbandes Deutscher Omnibusfahrer (BDO). In den nächsten Jahren gebe es sogar 10.000 Busfahrer zu wenig. „Die Situation war absehbar, da viele ältere Busfahrer in den Ruhestand gehen“, bestätigt ein Sprecher. Auch im Bereich des Güterverkehrs gibt es zu wenig Bewerber.
Allein im Raum Duisburg würden in den kommenden Jahren etwa 3000 Kraftfahrer fehlen. „Manche Speditionen versuchen wegen des Nachrücker-Mangels, ihre Fahrer erst später in den Ruhestand zu schicken“, sagt der Präsident der Bundesvereinigung der Berufskraftfahrerverbände Deutschlands Wolfgang Westermann. Andere suchten mittlerweile EU-weit nach Fahrern.
Mit der Kampagne „Beweg was - Werd Busfahrer“ versucht der VDO derzeit, jungen Bewerbern eine Ausbildung als Berufskraftfahrer schmackhaft zu machen. Mit Slogans wie „Wir arbeiten dort, wo andere Urlaub machen“ und „Wir bringen die Kinder in die Schule“ macht der Verband Werbung. „Busfahrer“ wird als solider, anspruchsvoller und vor allem zukunftssicherer Job angepriesen.
Fahrer werden wahrscheinlich bald von Robotern abgelöst
Jedoch ist die Frage berechtigt, ob eine Ausbildung als Bus- oder Lkw-Fahrer für junge Menschen mit Blick auf die Zukunft überhaupt noch Sinn macht. In der Automobilbranche wird intensiv an fahrerlosen Autos und Bussen geforscht, die Fahrer überflüssig machen sollen. In Singapur gibt es seit Ende August selbstfahrende Taxis.
In einem Schweizer Städtchen werden schon seit einigen Monaten selbstfahrende Busse getestet. In Paris und Kopenhagen gibt es selbstfahrende U-Bahn-Linien. Tesla-Chef Elon Musk glaubt, dass in 15 Jahren alle Autos selbstfahrend sein werden. „Ein Lenkrad wird man extra bestellen müssen“, sagte er im Januar. Sind die Nachwuchs-Fahrer von heute möglicherweise die Arbeitslosen von morgen?
Bei den Verbänden tut man sich schwer damit, einen Zeithorizont zu nennen, in dem man erwartet, keine Fahrer mehr zu brauchen. „Sicherlich werden Busse künftig auf der Autobahn wie Lkw im Platoon fahren oder ohne Fahrer auf dem Betriebshof rangieren“, sagt ein Sprecher des BDO.
„Fahrerlose Busse und Bahnen werden sicher eines Tages kommen“, heißt es auch bei der BVG. „Allerdings rechnen wir in Berlin in den kommenden zehn oder 15 Jahren nicht wirklich damit.“ Technisch sei das zwar theoretisch machbar, aber gerade in Großstädten wie Berlin sei eine solche Umstellung extrem aufwendig und teuer.
Seitens des BDO heißt es, dass junge Bewerber auf jeden Fall „Technikfreaks, die sich auch die vielen technischen und digitalen Neuerungen freuen“ sein sollten. Berufskraftfahrer und Fachkräfte im Fahrbetrieb würden ja nicht nur fahren, sondern viele weitere Aufgaben wahrnehmen.
Gute Perspektive für ältere Bewerber und Flüchtlinge
„Wir sprechen ganz bewusst nicht nur junge Menschen an“, sagt eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Momentan sei der Mangel an Fahrern und Fahrerinnen akut, da freue man sich über jeden qualifizierten Bewerber. Vergangenes Jahr starte die BVG eine Kampagne um gezielt Frauen anzuwerben, die durch längere Pause im Berufsleben - zum Beispiel um Kinder großzuziehen - keine Arbeit im ehemaligen Beruf mehr fanden.
„Wir bieten dann eine Art zweite Karriere.“ Das sei keine Altersfrage und die Ausbildung dauere ja auch nur einige Monate. Erst vergangene Woche habe man fünf neue U-Bahn-Fahrer eingestellt, die alle über 50 Jahre alt seien.
In Mainz gibt es einen speziellen Förderkurs, der erwachsene Flüchtlinge auf die Ausbildung zum Berufskraftfahrer vorbereitet. Die ersten von ihnen beginnen im Oktober mit der Ausbildung. Auch sie sollen helfen, den Bedarf an qualifiziertem Personal zu decken.
Der BDO sieht automatisiertes Fahren auch gar nicht als Bedrohung für Arbeitsplätze. „Der automatisiert oder gar autonom fahrende Bus hilft uns eher dabei, den weiterbestehenden Mangel an Fahrern auf lange Sicht zu kompensieren.“
Tags: