Das Iges-Institut hat für den DAK-Report Daten von rund 2,6 Millionen bei der Kasse versicherten Erwerbstätigen ausgewertet. Bundesweit lagen Seelenleiden im vergangenen Jahr demnach erstmals auf dem zweiten Platz, was auch auf einen offeneren Umgang mit psychischen Erkrankungen durch Ärzte und Patienten zurückzuführen sei. Nur bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen gab es noch mehr Ausfalltage.
Frauen sind mit 6,5 Prozent fast doppelt so oft mit psychischen Problemen krankgeschrieben wie Männer (3,6 Prozent). Aber auch bei Männern gibt es deutliche Steigerungsraten. Dem Report zufolge erhöhte sich beispielsweise die Anzahl der Ausfalltage aufgrund von sogenannten Anpassungsstörungen bei den 15- bis 19-Jährigen binnen neun Jahren um fast 250 Prozent. Bei Männern äußern sich psychische Erkrankungen Experten zufolge anders als bei Frauen, deshalb werden sie oft nicht richtig erkannt.
Eine Anpassungsstörung ist eine Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis, etwa familiäre oder berufliche Konflikte, die sich negativ auf den Gemütszustand niederschlägt oder sich als Störung des Sozialverhaltens äußern kann.
Die meisten Ausfalltage verursachen neben solchen Anpassungsstörungen demnach Depressionen. Dem DAK-Report zufolge gingen im vergangenen Jahr 112 Fehltage pro hundert Versicherten auf das Konto von Depressionen, bei den Anpassungsstörungen waren es 42. Die Zusatzdiagnose Burnout hingegen verliert offenbar an Bedeutung: Darauf entfielen nur 5,2 Ausfalltage. Im Vergleich zu 2011 hat sich die Zahl damit fast halbiert.
"Burnout ist mittlerweile eher zur Beschreibung eines Risikozustands geworden", erklärte Hans-Peter Unger vom Zentrum für seelische Gesundheit der Asklepios-Klinik Hamburg-Harburg. Von chronischem Stress verursachte psychische Krankheiten würden heute eher als Anpassungsstörungen oder Depressionen erkannt.
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