Ein schonender Röntgenblick

  23 September 2016    Gelesen: 960
Ein schonender Röntgenblick
Ein neuartiger Scanner kann die obersten Seiten eines geschlossenen Buches lesen. Er nutzt die Strahlung, mit der man Flugpassagiere beim Sicherheitscheck durchleuchtet.
Ein Buch lesen zu können, ohne dabei eine einzige Seite aufschlagen zu müssen - das wäre der Wunsch vieler Archivare, die große Not damit haben, alte Dokumente vor dem Zerfall zu schützen. Hilfe könnte nun von Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge kommen. Barmak Heshmat und seine Kollegen haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Bücher durchleuchten lassen, ohne dass man sie dabei anfassen muss. Es funktioniert sowohl für bedrucktes als auch mit Tinte beschriebenes Papier.

Die Forscher nutzen kurze Pulse sogenannter Teraherztstrahlung, Diese Art von elektromagnetischer Strahlung erstreckt sich vom Infrarot- bis zum Mikrowellenbereich und hat die angenehme Eigenschaft, dass sie wie Röntgenstrahlung Materialien durchdringen kann, allerdings ohne sie zu beschädigen. Aus diesem Grund nutzt man Terahertz-Strahlung vermehrt an Flughäfen dazu, Passagiere vor dem Einchecken zu durchleuchten.

Mehr Leistung für dicke Bücher

Die eingestrahlten Terahertz-Pulse werden von jeder Buchseite (genauer an der Grenzschicht zwischen Papier und Luft) reflektiert und in eine hochauflösende Kamera zurückgeworfen. Aus der Ankunftszeit der registrierten Reflexe lässt sich auf die entsprechende Buchseite schließen, berichten die Forscher um Heshmat in Nature Communications“.

Miniaturisierung dank Terahertz-Technik: Der Teilchenbeschleuniger für die Westentasche
Anhand der Form und der Energie der Signale lässt sich schließlich der Inhalt der Seite rekonstruieren. Mit dem Verfahren ist es den Forschern um Heshmat bereits möglich, zwanzig übereinanderliegende einseitig beschriebene Seiten zu durchleuchten und von den oberen neun Seiten den Inhalt zu „lesen“. Das Limit der Technik sei derzeit noch die Intensität der reflektierten Terahertzstrahlung. Mit mehr Leistung könne man mehr Seiten entziffern, glauben die Forscher. Das Metropolitan Museum in New York hat bereits großes Interesse an dem Verfahren der MIT-Forscher gezeigt


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