Sie passt aber zumindest dazu, dass am Freitagnachmittag plötzliche die französische Nachrichtenagentur AFP meldete, dass die Deutsche Bank wohl „nur“ 5,4 Milliarden Dollar zahlen muss - und nicht wie ursprünglich vom Justizministerium in Washington mitgeteilt 14 Milliarden. Der Aktienkurs des größten deutschen Geldhauses schoss daraufhin regelrecht in die Höhe um rund 15 Prozent und beendete damit sogar den Handelstag um 6 Prozent im Plus verglichen mit dem Schlussstand vom Donnerstag.
Es droht kein zweites „Lehman“
Vor allem Gerüchte rund um die Milliardenstrafe hatten einen substantiellen Kursverlust der Deutschen Bank in der zurück liegenden Woche ausgelöst. Die Diskussion erreichte dabei auch die Bundesregierung, die mitteilte, dass sie nicht vorhabe, die Bank aufzufangen und auch nicht an einem entsprechenden Notfallplan arbeite. Bankchef Cryan meldete sich ebenfalls mehrfach zu Wort, einmal sogar in einem großen Interview mit der „Bild“-Zeitung und versicherte, dass seine Bank in Ordnung sei und selbst nie um Hilfe aus Berlin ersucht habe.
Unter Finanzmarktteilnehmern wird hingegen infolgedessen auch diskutiert, was es bedeuten würde, wenn die Deutsche Bank in Schieflage geriete. Drohte in diesem Fall wirklich eine neue Finanzkrise? Der Internationale Währungsfonds stuft das Geldhaus als eines der gefährlichsten der ganzen Welt ein. Ein Gegenargument lautet, dass es zumindest in Europa keinen systematischen Schaden gebe, weil die Deutsche Bank ein Geschäftsmodell betreibe, dass sich von dem der anderen Geldhäuser auf dem Kontinent merklich unterscheide.
„Macht keinen Fehler: Hier droht kein weiteres Lehman-Ereignis“, schreibt der gewöhnlich gut informierte Fachmann Jacob Funk Kirkegaard von der Denkfabrik Peterson Institute for International Economics in New York: „Es ist einfach nicht glaubwürdig zu denken, dass die Deutsche Bank, die faktisch Zugang zu unbegrenzter Liquidität durch die Europäische Zentralbank hat, alsbald nicht mehr über ausreichend Mittel verfügt, um Gegenparteien auszahlen zu können.“ Die Bank selbst verfügt ohnehin über liquide Mittel in Höhe von mehr als 200 Milliarden Dollar.
„Perverserweise könnte eine Liquiditätspanik sogar die Verhandlungsmacht der Deutschen Bank im Streit mit dem amerikanischen Justizministerium stärken“, sagte Stuart Graham vom unabhängigen Analysehaus Autonomous gegenüber dem Finanzsender CNBC und begründet das so: „Will das Justizministerium wirklich riskieren, von Europas Führern gebrandmarkt zu werden dafür, verantwortlich zu sein, die viert-systemisch-relevanteste Bank der Welt unachtsam untergehen zu lassen?“
Peterson-Experte Kirkegaard wiederum geht außerdem davon aus, dass das finanziell derzeit gut dastehende Deutschland letztendlich doch Hilfe leisten könnte, sollte es für die Bank zum Äußersten kommen. Dies sei auch mit der neuen EU-Bankenabwicklungs-Richtlinie vereinbar. Er zitiert einen entsprechenden Passus, in dem es heißt, dass Unterstützung möglich ist, sollte es zu „ernsten Verwerfungen in der Wirtschaft eines Mitgliedslandes kommen“, wovon in Deutschland auszugehen sei, sollte der Deutschen Bank gar die Pleite drohen.
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