Zur Begründung hieß es, das neue Strategieprogramm für 2020 solle mit der Digitalisierung von Prozessen den Umsatz ankurbeln. Das sei zwar sicherlich das Richtige, um effizienter zu werden und Marktanteile zu gewinnen. Allerdings werde es länger dauern als gedacht, bedeutende Verbesserungen zu erzielen. "Obwohl wir ein wenig Umsatzwachstum erwarten, sind wir mit Blick auf das Niedrigzins-Umfeld sehr viel vorsichtiger als das Management", schrieben die Analysten.
Bevor die Früchte geerntet werden könnten, dürfte es kurzfristig schmerzhaft werden, schrieb Analyst Andreas Hakansson von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas in einer Studie. Er blickt nun vorsichtiger auf die Papiere und stufte sie von "Outperform" auf "Neutral" ab.
Die Commerzbank will sich auf die beiden Geschäftsbereiche Privat- und Unternehmerkunden sowie Firmenkunden konzentrieren. Dazu werden die Segmente Mittelstandsbank und Investmentbanking gebündelt, das schwankungsanfällige Handelsgeschäft wird eingedampft. Zudem sollen kleinere Unternehmenskunden künftig vom Privatkundenbereich betreut werden. Von dem Umbau verspricht sich der Konzern einen Schub für das Geschäft: Bis zum Jahr 2020 sollen im deutschen Markt zwei Millionen zusätzliche Kunden gewonnen werden.
Allerdings sind mit der Neuausrichtung auch heftige Einschnitte verbunden. So sollen 9600 der derzeit gut 45.000 Vollzeitstellen bis 2020 gestrichen werden. Weil die Bank zugleich 2300 neue Arbeitsplätze in Einheiten im In- und Ausland schaffen will, fallen unter dem Strich 7300 Vollzeitstellen weg. Gleichzeitig fällt die Dividende aus. Frühestens für 2019 hält Vorstandschef Martin Zielke eine Ausschüttung wieder für realistisch.
Exane-BNP-Analyst Hakansson geht vor diesem Hintergrund davon aus, dass 2017 und 2018 Übergangsjahre für die Commerzbank werden. Angesichts der Kosten für die Restrukturierung werde der Kapitalaufbau in diesen Jahren eher gering ausfallen. Zudem lasteten sie auf den Gewinnen. Der Experte reduzierte seine Gewinnerwartungen und senkte das Kursziel von 7,60 auf 6,50 Euro. Die Aktien des Geldhauses dürften auf Sicht von zwölf Monaten kaum überdurchschnittlich abschneiden, begründete er sein nun neutrales Votum.
Die Anteilsscheine der Deutschen Bank knüpften indes an ihre jüngste Erholung an. Sie waren mit einem Plus von 0,8 Prozent unter den wenigen Gewinnern im Dax. Ein Händler verwies auf die weiter bestehende Hoffnung auf eine günstige Einigung mit der amerikanischen Justiz auf eine Strafzahlung wegen umstrittener Hypothekengeschäfte.
Notenbanken im Blick
Derweil haben Spekulationen über eine Drosselung der Billiggeldflut der EZB die Stimmung am deutschen Aktienmarkt verschlechtert. Zudem hielten sich Anleger laut Börsianern vor dem am Wochenschluss erwarteten amerikanischen Arbeitsmarktbericht zurück. Der Dax sank am Vormittag um 0,7 Prozent auf 10.544 Punkte. Damit ging die Hängepartie der vergangenen Wochen weiter, in denen das Börsenbarometer zwar teils deutlich schwankte, ihm aber kein nachhaltiger Ausbruch über wichtige Widerstände gelang.
Der Index der mittelgroßen Unternehmen M-Dax büßte 0,7 Prozent auf 21.550 Punkte ein und der Technologiewerte-Index Tec-Dax fiel um 0,5 Prozent auf 1811 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx 50 ging es um mehr als ein halbes Prozent nach unten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte bereits vor einem Ende ihres milliardenschweren Anleihekaufprogramms ihre Käufe schrittweise verringern, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf informierte Kreise. Die Devisen-Expertin Thu Lan Nguyen wies allerdings darauf hin, dass allgemein ohnehin nicht mit einem abrupten Ende gerechnet werde. Anleger begännen aber, eine sich abzeichnende Änderung der Geldpolitik der großen Notenbanken der Welt wahrzunehmen, sagte Analyst Chris Weston vom Broker IG.
Im Tagesverlauf richten sich die Blicke dann noch auf den ADP-Beschäftigungsbericht in den Vereinigten Staaten, der einen Vorgeschmack auf den Arbeitsmarktbericht am Freitag liefern könnte.
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