Die falschen Waffen gewählt

  06 Oktober 2016    Gelesen: 464
Die falschen Waffen gewählt
Die Niederlage in Freiburg hat Fredi Bobic genervt, dennoch wähnt der Sportvorstand die Eintracht „gefühlt im Soll“. Schwankungen sind weiter einkalkuliert.
Der 15. Oktober soll für Eintracht Frankfurt ein sportlicher Feiertag werden. „An einem ganz normalen Tag wird alles normal laufen“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic am Mittwoch. „Aber wir müssen versuchen, aus dem Samstag einen außergewöhnlichen Tag zu machen.“ Ihr Ziel, in der Bundesliga etwas Besonderes zu schaffen, hätten die Frankfurter erreicht, wenn sie am siebten Spieltag zu Hause den Deutschen Meister Bayern München in die Knie zwingen würden. Die erste Saisonniederlage der Bayern wäre aus Eintracht-Sicht eine grandiose Wiedergutmachung für das sehr unbefriedigende 0:1 beim Aufsteiger Freiburg. Ein Misserfolg, der die Stimmung in Frankfurt verändert hat, davon können vor allem die Spieler berichten. „Sie spüren erst mal ein bisschen Gegenwind“, sagte Bobic. „Das ist ein Lernprozess. Sie müssen wissen, dass wir damit nicht einverstanden sind.“

Die Schelte, das ist die Meinung der Vereinsverantwortlichen, haben sich die Eintracht-Profis verdient. Wer nicht alles gibt, bekommt gleich mehrfach die Quittung. Der ehemalige Nationalspieler Bobic drückte das so aus: „Du brauchst immer diese 100 Prozent. Bei ein paar Prozent weniger verlierst du das Spiel.“ Die Eintracht stand in Freiburg zum zweiten Mal in dieser Saison auf verlorenem Posten, weil sie dem Gegner in der zweiten Halbzeit nicht den nötigen Behauptungswillen entgegengesetzt hatte. „Die Jungs hätten sich cleverer aus der Situation befreien, auf dem Weg zum Tor mehr Zielstrebigkeit an den Tag legen müssen“, kritisierte Bobic. „Sie haben die falschen Waffen gewählt.“ Mit der Konsequenz, dass sich die „richtig gute Vorarbeit“ des Frankfurter Trainerteams nicht gelohnt habe. Woher er das weiß? Beim Anblick des Frankfurter Spiels habe der Freiburger Trainer Christian Streich zunächst „lauter Fragezeichen im Kopf“ gehabt, erzählte der Sportvorstand von dessen Gespräch mit dem Fußballlehrer. Hinterher stellten sich dafür den Hessen viele Fragen. Ihre Spieler müssten nun mit dem Tadel umgehen können. „Ein gewisser Druck hat nie geschadet – auch für die Entwicklung eines Spielers“, sagte Bobic.

Stabilität und Entwicklung - der Antrieb ihres Handelns

Für ihn fällt das bisherige Abschneiden der Eintracht durchwachsen aus. „Gefühlt sind wir im Soll. Die beiden Niederlagen haben uns jedoch genervt.“ Und sie hätten die Frankfurter in die Realität zurückgeholt. „Soll keiner anfangen zu träumen, wo wir hätten stehen können“, mahnte Bobic. Die zehn geholten Punkte seien ordentlich, aber zur Mindestzahl für den Klassenverbleib würden noch 30 fehlen. „Wir sind weit davon weg, dass wir ein Gefühl von Zufriedenheit oder womöglich Überheblichkeit zeigen sollten. Die Spieler sind gefordert, dass sie mehr bringen und mehr für die Mannschaft investieren müssen.“ Der Sportvorstand wünscht sich, dass die Eintracht aus dem Rückschlag „gestärkt herauskommt“. Mit Schwankungen der neu formierten Mannschaft rechnet er auch in Zukunft. Für die Entwicklung von Dingen brauche man „eine gewisse Geduld. Ab und zu musst du auch ein paar Ohrfeigen einstecken“, sagte Bobic. Seine Mitstreiter und er hätten „viel angestoßen und versucht zu verbessern. Stabilität und Entwicklung, nicht Stabilität und Stillstand“, sei der Antrieb ihres Handelns. „Es ist immer schön, wenn du es im Haus schaffst. Wir versuchen, aus unserer Stärke und unserem Potential das Optimale herauszuholen. Es muss funktionieren für unsere DNA“, sagte der 44-Jährige.

Die Ausbildung von Nachwuchsspielern soll intensiviert und noch professioneller werden. „Alle tragen das gleiche Trikot – egal, ob e.V. oder AG draufsteht. Die guten Jungs müssen wir fördern und fordern. Und sie müssen sich in einem einheitlichen System entwickeln.“ Nach seiner Meinung sind bei den jungen Spielern wie Marc Stendera oder Sonny Kittel (heute Ingolstadt) zu viele Verletzungen aufgetreten. „Talent zu haben ist das eine. Aber die Spieler müssen auf den Profifußball auch vorbereitet sein“, sagte Bobic. Er steht in engem Austausch mit dem Nachwuchsleistungszentrum und dessen Leiter Armin Kraaz. Außerdem kündigte der Sportvorstand Reisen zu den Vereinen an, von denen die Eintracht Spieler ausgeliehen hat. „Wir werden uns bemühen, den einen oder anderen Spieler länger zu halten.“

Stürmer Seferovic wird nicht fallengelassen

Aktueller Topkandidat ist der bisher stark aufspielende Jesús Vallejo. Der 19 Jahre alte Innenverteidiger kam von Real Madrid. Der Vertrag von Trainer Kovac läuft am Rundenende aus. „Wir führen Gespräche in aller Ruhe oder haben sie bereits geführt“, sagte Bobic dazu. Keiner habe bei der Eintracht Angst um seine Situation, fügte er hinzu.

Stürmer Haris Seferovic stärkte Bobic am Mittwoch den Rücken. „Wir werden ihn nicht fallenlassen. Der Junge will ja. Alle Stürmer dieser Welt hatten diese Phasen.“ In der Bundesliga ist der Schweizer Nationalspieler seit November 2015 ohne Torerfolg. Danny Blum, im Sommer aus Nürnberg gewechselt, wartet noch auf seinen Premierentreffer für die Eintracht. Am Mittwoch brach der Außenbahnspieler aufgrund von Problemen am Innenband im Knie das Training ab. Wegen Achillessehnenbeschwerden fehlte Johannes Flum, Yanni Regäsel hatte sich krank abgemeldet. Zu hart zur Sache gingen Kapitän Alexander Meier und Abwehrchef David Abraham, die sich nach einem Zweikampf eine kleine Rangelei lieferten. Ihre Unstimmigkeiten räumten beide schnell wieder aus. Damit der 15. Oktober ein Festtag für die Eintracht wird, braucht sie ihre Führungsspieler Meier und Abraham.

Bruno Hübner wurde am Mittwoch um 2000 Euro ärmer. Mit dieser Geldstrafe „wegen eines unsportlichen Verhaltens“ belegte den Frankfurter Sportdirektor das Sportgericht des DFB. Im Spiel gegen Leverkusen war Hübner vom Schiedsrichter aus dem Innenraum verwiesen worden.


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