Ursache dafür ist die absehbare dramatische Veränderungen in der Altersstruktur: Während heute auf einen Rentner noch drei Berufstätige kommen, werden es in 20 Jahren nur noch zwei sein. Das IW rät der Politik deshalb dringend zur Vorsorge, zum Beispiel durch die Einrichtung eines Demografie-Fonds, in dem ein Teil der derzeitigen Haushaltsüberschüsse zurückgelegt würden. "Die Politik hat nur noch zwei Legislaturperioden Zeit, die Weichen so zu stellen, dass die simulierten Ergebnisse nicht Realität werden", warnte IW-Direktor Hubertus Bardt.
2024 als der Wendepunkt
Zudem müsse geklärt werden, welche öffentlichen Leistungen die Gesellschaft langfristig brauche. Mit anderen Worten: wo gespart werden kann. Paradoxerweise wird sich der IW-Studie zufolge allerdings der demografische Trend in den nächsten Jahren zunächst umkehren und die Zahl der Einwohner in Deutschland bis 2023 von heute 82,5 Millionen auf 84 Millionen steigen. Hauptgrund dafür sei die Zuwanderung. Bis dahin werde auch die Zahl der Menschen im Erwerbsalter um 1,5 Prozent zulegen, was gut für die Sozialkassen und die Staatsfinanzen ist.
Das Jahr 2024 werde dann jedoch einen Wendepunkt markieren, warnten die IW-Forscher. Denn parallel steige auch der Anteil der Älteren über 60 Jahre an der Gesamtbevölkerung in den kommenden acht Jahren von 27,5 auf 31 Prozent. Bis 2035 werde diese Altersgruppe sogar 35 Prozent ausmachen. Damit steigt auch die Zahl der Rentner. Außerdem dürfte dem IW zufolge ab 2024 die Zahl der Einwohner binnen zehn Jahren um etwa 700.000 schrumpfen.
Altersvorsorge von Beamten als Vorbild
Diese veränderte Bevölkerungsstruktur werde den Staat 2035 alleine acht Milliarden Euro an Einnahmen aus der Lohn- und Einkommensteuer kosten. Mit weiteren zehn Milliarden Euro weniger müsse der Staat auskommen, weil die Aufwendungen für die Altersvorsorge seit 2005 Schritt für Schritt steuerfrei gestellt werden, im Gegenzug aber ein immer höherer Anteil der Rente versteuert werden muss. Für den Staat ist diese nachgelagerte Besteuerung ein schlechtes Geschäft, weil Arbeitnehmer meist höhere Steuersätze zahlen als Rentner.
Als eine Möglichkeit zur Vorsorge raten die IW-Forscher der Politik, die derzeit gute Finanzlage zu nutzen und eine Demografie-Rücklage zu bilden. Vorbild könnten die Pensions-Fonds von Bund und Ländern sein, mit denen diese für künftige Altersansprüche ihrer Beamten vorsorgen. "Wir brauchen eine Altersvorsorge des Staates", sagte Bardt: "Die öffentlichen Haushalte gehen sozusagen ab der Mitte der 20er-Jahre in Rente."
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