7 Prozent mehr Geld für die Bahnmitarbeiter
In dem ohnehin schon komplexen Tarifgeflecht will die Gewerkschaft neue Wahlmöglichkeiten für die einzelnen Beschäftigten verankern: Sie sollen sich künftig aussuchen können, ob sie mehr Geld, mehr Urlaub oder eine kürzere Wochenarbeitszeit haben wollen.
Nach den Berechnungen der EVG-Tarifkommission entsprechen 2,5 Prozent mehr Geld einer Wochenarbeitsstunde oder sechs zusätzlichen freien Tagen im Jahr. „Bei unserer Mitgliederbefragung gab es in etwa drei gleich starke Gruppen für jede dieser Möglichkeiten“, sagt Rusch-Ziemba.
„Wir schreiben Tarifgeschichte“
Um niemanden zu enttäuschen, solle daher nun diese Wahlmöglichkeit eröffnet werden. „Damit schreiben wir Tarifgeschichte“, sagte die Gewerkschafterin. Mit Schwierigkeiten, dieses auch betrieblich umzusetzen, rechne sie nicht.
Zusammen mit der Sockelforderung nach 4,5 Prozent ergibt sich bei der EVG ein Gesamtvolumen von 7 Prozent mehr Geld. Auch die konkurrierende Lokführergewerkschaft GDL mit dem schillernden Claus Weselsky an der Spitze liegt nach Berechnungen der Bahn weit oberhalb von 6 Prozent. „Einen Überbietungswettbewerb kann ich nicht erkennen. Das ist keine abgehobene Forderung“, verteidigte Rusch-Ziemba den EVG-Beschluss.
Wie schon im vergangenen Jahr muss die Bahn mit den beiden konkurrierenden Gewerkschaften jeweils separate Verhandlungen führen, wobei die GDL auf das Zugpersonal beschränkt ist, die EVG hingegen sämtliche Beschäftigten-Gruppen in der Bahn vertritt. Erklärtes Ziel von Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber ist der Abschluss inhaltsgleicher Tarifverträge, die er aber in getrennten Verhandlungen erreichen muss.
EVG-Verhandlungsführerin Rusch-Ziemba wies die Verantwortung dafür der GDL zu. Die Lokführer nähmen einfach nicht an Dreier-Gesprächen teil, sagte sie.
Die GDL hatte bereits am vergangenen Montag ihre Verhandlungen mit der Bahn aufgenommen. Sie verlangt 4 Prozent mehr Geld sowie Arbeitszeitentlastungen. Der letzte Tarifkonflikt bei der Bahn liegt 15 Monate zurück. Es war der härteste in der Geschichte des Staatskonzerns, denn die Lokführer legten neun Mal die Arbeit nieder. Die EVG hatte nicht gestreikt.