Ordnung der Wirtschaft: Das Wettbewerbsprinzip als europäischer Sündenbock
Bei dem Deal handelt es sich um die bislang größte Unternehmensübernahme im Jahr 2016 - noch vor dem 66 Milliarden Dollar teuren Kauf des amerikanischen Gentechnikkonzerns Monsanto durch den deutschen Pharmariesen Bayer.
In Finanzkreisen war schon länger spekuliert worden, dass Time-Warner-Chef Jeff Bewkes sein Unternehmen zum Verkauf stellen könnte. Zu Time Warner gehören Fernsehsender wie CNN und HBO („Game of Thrones“) sowie das Hollywood-Studio Warner Bros. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump äußerte sich am Samstag in einer Rede in Gettysburg zur Übernahme: Er würde AT&T nicht gestatten, Time Warner und damit CNN zu kaufen. Dann liege zu viel Macht in den Händen von zu wenigen.
Vor zwei Jahren hatte bereits der Konkurrent 21st Century Fox aus dem Firmenimperium des Medienmagnaten Rupert Murdoch zu einer Übernahme angesetzt, gab jedoch schließlich auf. Time Warner hatte damals ein Angebot über 85 Dollar pro Aktie ausgeschlagen.
Suche nach stabilen Geldquellen und exklusiven Inhalten
Mit der Übernahme stößt der größte amerikanische Telekommunikationskonzern weit ins Geschäft mit TV- und Filminhalten hervor. Damit folgt AT&T einem Branchentrend - die Telekom-Konzerne suchen nach neuen stabilen Geldquellen und exklusiven Inhalten für ihre Netze, weil die Erlöse im klassischen Kerngeschäft unter Druck stehen. So kaufte der Kabel-Anbieter Comcast 2011 NBC Universal mit der gleichnamigen NBC-Senderkette und dem Universal-Filmstudio. Und Verizon, zu dem bereits AOL mit Online-Medien wie der „Huffington Post“ gehört, will sich den Internet-Pionier Yahoo einverleiben. Allerdings könnte dieser Deal nach Bekanntwerden der massiven Hacker-Attacke auf Yahoo mit mindestens einer halben Milliarde betroffener Nutzer ins Wanken geraten.
Am Markt sorgten die Berichte vor dem Wochenende für Kursbewegung – der Aktienkurs von Time Warner legte um fast acht Prozent zu, für AT&T ging es zwei Prozent nach unten. Der Telekom-Konzern, der mit 120 Milliarden Dollar verschuldet ist, muss sich bei dem Deal weitere Time-Warner-Schulden von mehr als 20 Milliarden Dollar aufbürden. AT&T kaufte im vergangenen Jahr bereits für nahezu 50 Milliarden Dollar den Satelliten-TV-Anbieter DirectTV.
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