Indien will über 100 Kampfjets kaufen

  27 Oktober 2016    Gelesen: 649
Indien will über 100 Kampfjets kaufen
Die indische Luftwaffe ist veraltet und kaum einsatzbereit. Um die Lücken zu schließen, machen die Militärs nun Druck: Sie wollen so schnell wie möglich Dutzende Jets kaufen. Rüstungsfirmen könnten dabei groß Kasse machen.
Indien will seine marode Luftwaffe modernisieren und dafür einen der lukrativsten Rüstungsaufträge der Welt vergeben, der westlichen Waffenschmieden Milliarden in die Kassen spülen könnte. Laut Medienberichten haben Rüstungskonzerne weltweit in den letzten Tagen Anfragen der indischen Regierung zum Kauf einer großen Zahl von Jagdflugzeugen erhalten. "Es wäre eine der größten Bestellungen von Kampfjets aller Zeiten", zitiert die britische "Financial Times" den Chef der Kampfjet-Sparte von Lockheed Martin.

Indien versucht schon seit fast einem Jahrzehnt seine in die Jahre gekommene Militärflotte fit zu machen. Bislang stützt sich das Land vor allem auf russische MiG-21, die eine hohe Absturzrate haben. Zudem ist laut der Beratungsfirma IHS Jane`s regelmäßig nur etwa jeder zweite Kampfjet einsatzbereit. Und statt den 45 Staffeln, die Indien vor allem zur Abschreckung gegenüber dem Erzfeind Pakistan braucht, sind laut einer Parlamentsuntersuchung gerade mal 25 vorhanden.

Den Generälen reißt nun offenbar langsam der Geduldsfaden. Ursprünglich wollten sie das Problem auf einen Schlag lösen und für rund 12 Milliarden Euro 126 Rafale-Jets bei der französischen Rüstungsschmiede Dassault bestellen. Doch der Deal platzte, weil die Franzosen nicht alle Flugzeuge in Indien herstellen lassen wollten. Am Ende kaufte Indien im September nur 36 französische Jagdbomber für rund acht Milliarden Euro. Der Rest muss nun woanders herkommen.

F-16-Produktion nur noch in Indien

Im Rennen sind dafür laut Medienberichten die F-16 von Lockheed Martin aus den USA und der Gripen-Jet des schwedischen Waffenbauers Saab. Beide Firmen haben zugesagt, den Großteil der Flugzeuge auf dem Subkontinent herzustellen. Für die indische Regierung ist das eine wichtige Voraussetzung: Ministerpräsident Narendra Modi hat mit seiner "Make in India"-Initiative versprochen, mehr Jobs durch ausländische Investitionen in Indien zu schaffen.

Anders als der französische Dassault-Konzern hat die US-Rüstungsschmiede Lockheed-Martin kein Problem damit. Er will sogar gleich die gesamte F-16-Produktion nach Indien verlagern: "Weltweit fliegen derzeit 3200 F-16, die künftig alle mit Teilen aus Indien versorgt werden. Zudem werden alle neuen Flugzeuge dort gebaut", sagte der Leiter der Lockheed-Kampfjetsparte der "Financial Times".

Lockheed Martin fällt die Produktionsverlagerung nach Indien leichter, weil die F-16 für die US-Luftwaffe schon lange ein Auslaufmodell ist. Neue Bestellungen vom US-Verteidigungsminister wird es kaum geben. Die Rafale-Jets von Dassault sind dagegen immer noch das Rückgrat der französischen Luftwaffe. Frankreich kann es sich daher nicht leisten, die Herstellung ins Ausland abzugeben.

Der schwedische Saab-Konzern hat noch ein weiteres Argument auf seiner Seite: Sein Gripen-Jet hat angeblich die niedrigsten Betriebskosten aller westlichen Kampfflugzeuge. Zudem lassen sich die Waffensysteme der Inder womöglich leichter mit den schwedischen Jets integrieren, da die Exportauflagen geringer sind als bei den US-Fliegern. Wie auch immer Indien sich entscheidet, der Deal wird die Rüstungsindustrie verändern. Schon jetzt ist Indien der größte Rüstungsimporteur der Welt.

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