Inwiefern die Zeitumstellung grundsätzlich sinnvoll ist, darüber wird allerdings gestritten. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK von Anfang 2016 halten sie drei von vier Befragten für sinnlos. Dabei gibt es zwei Lager: Die einen wollen die Sommerzeit behalten, die anderen die Winterzeit, also die Normalzeit.
Eingeführt wurde die Zeitumstellung in Deutschland 1980, um Energie zu sparen. Ob das gelingt, ist allerdings umstritten: Laut Umweltbundesamt knipsen wir wegen der Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht an - im Frühjahr und Herbst wird dafür aber morgens mehr geheizt.
Unterm Strich gibt es demnach mit der Sommerzeit allein keine Ersparnis. Einigen Ländern ist die Zeitumstellung bereits Schnuppe, die Zeiger laufen dort am Sonntag einfach weiter.
"Wir müssen wohl zwei Uhren tragen"
Gerade erst abgeschafft hat die Türkei die Zeitumstellung. Das Land bleibt ab diesem Jahr einfach in der Sommerzeit und wechselt damit de facto in eine andere Zeitzone. Der Koordinierten Weltzeit (UTC) ist sie dann immer drei Stunden voraus - statt bislang zwei in der Normalzeit. Deutschland ist der Türkei damit von Ende Oktober bis Ende März zwei Stunden voraus. Im Sommerhalbjahr - von Ende März bis Ende Oktober - bleibt der Zeitunterschied bei einer Stunde.
Auf Zypern sorgt der Wechsel dafür, dass manche Arbeitnehmer nun jeden morgen aufpassen müssen, dass sie nicht zur falschen Zeit zur Arbeit erscheinen. Auf der geteilten Mittelmeerinsel gelten ab Sonntag zwei unterschiedliche Zeiten: Der türkisch-zyprische Norden wird wie die Türkei die Uhren nicht auf die Winterzeit umstellen. Im griechisch-zyprischen Süden wird dagegen von Sonntag an wie gewohnt die Winterzeit gelten.
Sommerzeit 2017 - wer macht mit?
Für Details bitte die Länder klicken oder tippen. Einige Regionen stellen die Uhr mehr als zwei Mal im Jahr um, wir zeigen das Datum der ersten und letzten Umstellung.
"Wir müssen wohl zwei Uhren umbinden, eine für den Norden und eine für den Süden", sagte Giannis Stylianou, ein Einwohner der geteilten Hauptstadt Nikosia. Zahlreiche Zyprer fahren aus geschäftlichen oder privaten Gründen fast täglich auf die jeweils andere Seite. Die Nicht-Umstellung auf die Winterzeit im Norden gilt als ein Rückschlag für die Bemühungen zur Überwindung der Teilung, die seit Jahren andauern.
Auch auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim hat jüngst die Politik den Gang der Uhren beeinflusst. 2014 stellte die Führung kurz nach ihrem nicht anerkannten Beitritt zu Russland die Zeiger zwei Stunden vor. Seitdem ticken die Uhren nicht mehr wie in der Ukraine, sondern wie in der russischen Hauptstadt Moskau.
Mallorca will Sommerzeit das ganze Jahr
Die Festland-Spanier wollen am liebsten ganz in der Winterzeit bleiben und die Zeit dauerhaft um eine Stunde zurückstellen. Denn in ihrem normalen Tagesablauf hinken sie den Bewohnern anderer Länder zeitlich hinterher. Abendessen gibt es meist erst gegen 22 Uhr. Und das nicht, weil die Spanier allesamt Nachtmenschen wären, sondern weil nach Ansicht vieler das Land quasi einer falschen Zeitzone angehört.
Demnach sollte Spanien nicht mehr zur mitteleuropäischen Zeitzone gehören wie Deutschland, sondern zur Zone der westeuropäischen Zeit, also wie Portugal oder Großbritannien. Das war bis 1942 auch so. Doch dann entschied Diktator Francisco Franco - wohl aus Sympathie für das Hitler-Regime in Deutschland -, die mitteleuropäische Zeit einführen.
Die Balearen haben genau das Gegenteil im Sinn: Am Ballermann soll in Zukunft für Einheimische und Touristen ewige Sommerzeit herrschen. Mallorca und auch die Nachbarinseln Menorca, Ibiza und Formentera wollen die Uhren in Zukunft im Herbst nicht mehr zurückstellen, um abends statt morgens mehr Helligkeit zu genießen. Das Parlament der Balearen nahm einen entsprechenden Antrag der linksökologischen Partei Més de Menorca einstimmig an.
Nun soll sich die Regionalregierung in Madrid sowie Brüssel dafür einsetzen, dass die Balearen künftig die Zeitumstellung aussetzen dürfen. Aufgrund ihrer geografischen Lage sind die Balearen in Spanien am stärksten von den dunklen Nachmittagen im Winter betroffen. In Galicien geht die Sonne im Winter fast eine Stunde später unter als auf den Balearen.
Erst zurück, dann vor
Wie schnell man zwischen Zeitzonen hin und her hüpfen kann, zeigt das Beispiel Venezuela. 2007 hatte der damalige sozialistische Präsident Hugo Chávez die Uhren um 30 Minuten zurückstellen lassen, dass das Land viereinhalb Stunden (beziehungsweise fünfeinhalb zur Sommerzeit) hinter der UTC lag. Die offizielle Begründung: Schulkinder sollten nicht ganz so früh aufstehen müssen. Spötter behaupteten, dass Venezuela nicht mehr in der selben Zeit leben wollte wie der Erzfeind USA.
Im Mai 2016 stellt das Land die Uhren wieder eine halbe Stunde vor. Damit soll das natürliche Tageslicht besser genutzt werden, um Strom zu sparen. Venezuela kämpft zurzeit gegen eine dramatische Stromkrise.
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