Deutschland zeigt chinesischen Milliarden-Investitionen kalte Schulter

  04 November 2016    Gelesen: 791
Deutschland zeigt chinesischen Milliarden-Investitionen kalte Schulter
Zwischen Peking und Berlin bahnt sich ein großer Skandal an. Dieser könnte durch das Verbot der Bundesregierung für einen Deal ausgelöst werden, bei dem eine chinesische Stiftung ein deutsches High-Tech-Unternehmen schlucken würde, schreibt Sergej Manukow in einem Beitrag für die Website “Expert-Online”.
Die wahren Gründe für die Abkühlung in den gegenseitigen Beziehungen liegen natürlich tiefer und lassen sich nicht nur auf ein geplatztes Geschäft zurückführen: In Berlin hat man offenbar kein Interesse daran, dass chinesische Investoren deutsche Firmen übernehmen.

Erst vor einigen Jahren waren die Deutschen, allerdings wie auch alle anderen Europäer, aber wirklich froh, dass Unternehmen aus dem Reich der Mitte ihr Geld in die Wirtschaft der von der Eurokrise geplagten Alten Welt investieren wollten. In letzter Zeit schließe die Bundesrepublik jedoch ihre Türen für China, schrieb jüngst das "Wall Street Journal". Das könnte zur Abkühlung nicht nur der wirtschaftlichen, sondern sogar der diplomatischen Beziehungen zwischen den großen Handelspartnern Berlin und Peking führen.

Am Dienstag landete in der chinesischen Hauptstadt ein Flugzeug mit einer großen Delegation deutscher Politiker und Unternehmer an Bord. Ihre Verhandlungen dürften nicht leicht sein. Denn wenige Stunden vor dem Eintreffen der deutschen Delegation wurde ein hochrangiger Diplomat aus der Bundesrepublik in das chinesische Außenministerium bestellt und aufgefordert, die Gründe für das Verbot des bereits vereinbarten Deals durch Angela Merkels Regierung zu erklären.

Es handelt sich nämlich darum, dass der chinesische Fujian Grand Chip Investment Fund LP den deutschen Mikrochip-Hersteller Aixtron SE kaufen wollte bzw. will. Der Deal wird auf 670 Millionen Euro geschätzt. Am 8. September stimmte die deutsche Seite zu, doch am 21. Oktober wurde die Genehmigung zurückgezogen – unter dem Vorwand der potenziellen Gefahr für die nationale Sicherheit der Bundesrepublik. Laut einigen Quellen entstand dieser Verdacht nach der Übernahme der deutschen Osram Licht AG durch den zweitgrößten Hersteller von Diodenlampen, Sanan Optoelectronics.

Im Juni hatte Berlin versucht, einen ähnlichen Deal zu verhindern. Die Midea Group of China wollte den deutschen Roboterbauer Kuka für fünf Milliarden Euro kaufen. Die Bundesregierung wollte sie aber einem europäischen Unternehmen verkaufen. In der Alten Welt fanden sich jedoch keine Interessenten, und im August wurde der Deal mit den Chinesen abgewickelt.

Die Situation spannt sich allmählich an, seitdem bekannt geworden ist, dass in diesem Jahr ein neuer Rekord bei der Zahl der Übernahmen deutscher Firmen durch Chinesen aufgestellt wird. Laut Dealogic wurde 2016 im Durchschnitt ein Geschäft pro Woche vollzogen. Zwischen Januar und Oktober haben chinesische Unternehmen mehr als elf Milliarden Dollar für deutsche Firmen ausgegeben, womit der frühere Rekord gleich um das Vierfache übertroffen wurde: 2014 hatte das Reich der Mitte insgesamt 2,6 Milliarden Dollar nach Deutschland überwiesen.

Im Westen haben viele Angst, dass China die für sich neuen Technologien zu militärischen Zwecken nutzen könnte. So wird vermutet, dass der Aixtron-Deal weniger mit dem Interesse Pekings für die Produkte dieser Firma verbunden sein könnte, sondern vielmehr damit, dass es dadurch Forschungen auf dem Gebiet der Halbleiter führen könnte. Aixtron-Technologien werden nicht nur im zivilen, sondern auch im militärischen Bereich eingesetzt.

Quelle : sputnik.de

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