Proteste in München: Hungern für den Aufenthaltstitel

  05 November 2016    Gelesen: 760
Proteste in München: Hungern für den Aufenthaltstitel
Seit Dienstag befinden sich 85 Frauen und Männer im Hungerstreik. Die Asylsuchenden aus unterschiedlichen Ländern kampieren in einem improvisierten Zeltlager am Sendlinger Tor in München. Mit ihrer Aktion führen sie den fast aussichtslosen Kampf um das Bleiberecht für alle.
Seit 2012 ist es bereits der dritte Hungerstreik in München und die Erfolgschancen für die protestierenden Asylbewerber, auf diesem Weg ein Bleiberecht zu erwirken, sind sehr gering. Dennoch harren die Menschen in der Kälte aus und der Gesundheitszustand der Protestierenden verschlechtert sich zunehmend.

„Die Menschen liegen da in Decken und Schlafsäcke gehüllt, es ist ein schreckliches Bild. Zum Teil liegen sie in Knäulen ineinander verschlungen, damit sie nicht frieren – es ist ja auch kalt. Es ist wirklich traurig! Es sind Frauen darunter, man hat mir auch erzählt, dass zwei dort seien, die an Hepatitis erkrankt sind. Natürlich sind jetzt auch überall Erkältungen, es ist ein Gehuste und Geschniefe dort“, schildert der Stadtrat Marian Offman (CSU) die Situation.

Der Politiker gehört zu den regelmäßigen Besuchern des Zeltlagers am Sendlinger Tor und weiß aus erster Hand, was die Menschen zum Hungerstreik bewegt hat.

„Ich habe mit mehreren Asylsuchenden gesprochen und es ist wirklich so, dass sie in einer schlimmen Situation sind. Einer, den ich schon vom letzten Jahr kenne, sagt, dass er einer sunnitischen Religionsgruppierung in Pakistan angehört, die von den „normalen“ Sunniten da verfolgt wird. Wenn er zurückginge, käme er sofort ins Gefängnis. Andere sind wohl auch in einer ähnlichen Situation. Hier stoßen schwere menschliche Schicksale auf unumstößliche gesetzliche Gegebenheiten. Wenn man das sieht, ist es schon traurig.“ Dennoch könne die Politik sich nicht über geltendes Recht hinwegsetzen, so Offman, und die Forderung nach Asyl für alle sei schlichtweg nicht umsetzbar. Jeder Asylbewerber müsse das normale Verfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge durchlaufen und es gäbe dazu keine Alternative. „Ich habe den Leuten immer wieder gesagt, dass die Chancen, ihr Anliegen durchzusetzen, gleich null sind, dass die Behörden das vor dem gesetzlichen Hintergrund nicht machen können. Sie müssen ganz normale Verfahren beim BAMF durchlaufen und es gibt nichts, was das auflösen würde. Ich habe ihnen gesagt, dass es in meinen Augen Erpressung ist, was sie da versuchen.“

Die Proteste wurden von der Stadt trotzdem genehmigt, der Gesundheitszustand der Streikenden wird überwacht. Vor Ort ist ein Krankenwagen postiert, um wenn nötig schnelle Hilfe leisten zu können. Sollten gesundheitliche Schädigungen festgestellt werden, würden die Betroffenen in ein Krankenhaus verbracht und notfalls auch zwangsernährt werden, sagt Offman im Gespräch mit Sputnik-Korrespondentin Ilona Pfeffer. „Ich lehne es ab, dass man die eigene Gesundheit zur Verfolgung von politischen Zielen einsetzt. Auf der anderen Seite muss man auch sehen, dass die Menschen persönlich in einer schwierigen Notlage sind“, so der CSU-Stadtrat.

Quelle : sputnik.de

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