„Wir wollen gegenseitig vorteilhafte Beziehungen, wir wollen für Japan vorteilhafte Projekte aufbauen, ohne zu viel über die Nordterritorien (die Kurilen-Inseln — Anm. d. Red.) nachzudenken. Wenn aber die beiden Länder zusammenarbeiten und richtig gute Beziehungen entwickeln werden, dann wird das zu einer günstigeren Atmosphäre für Ministerpräsident Abe und Außenminister Kishida bei den Verhandlungen über die Nordterritorien beitragen", sagte Seko.
Seko lehnte es ab, Details einzelner Projekte zu nennen. Zu den Projekten gehören unter anderem die Modernisierung des Flughafens Chabarowsk, die Kohlenexport-Terminale Wanino und Wostotschny sowie Investitionen in fossile Brennstoffe und erneuerbare Energien. Bislang seien die japanisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen auf die Energiewirtschaft konzentriert gewesen, sagte Seko. Es gebe jedoch Bereiche, in denen das russische Volk „Nöte" habe, wie Krankenhäuser zum Beispiel oder die Stadtentwicklung, die Förderung der Industrie im Fernen Osten oder die Zusammenarbeit im Bereich Hochleistungstechnik. „Wir wollen einen Satz an Projekten, die die Russen wahrnehmen lassen werden, dass sich ihr Leben verändert". Laut Seko verbessern zurzeit Beamte verschiedener japanischer Ministerien mit ihren russischen Amtskollegen die entwickelten Projekte und überprüfen, welche von diesen realisierbar sind. Die japanische Seite habe „Dutzende Projekte" vorgeschlagen, und die russische Seite rund 70 Projekte vorgelegt, so Seko. Die Koordinierung des Verfahrens fordere „immense Leistungen", betonte er. Nach dem Treffen von Abe und Putin, das im Mai im russischen Sotschi abgehalten worden war, hatte der japanische Premier eine neue Vorgehensweise in den Beziehungen mit Moskau ausgewählt. Abe hofft darauf, durch den Ausbau der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern die zähen Verhandlungen über die von Japan beanspruchten Kurilen-Inseln zu erleichtern. Die Beziehungen zwischen Russland und Japan waren jahrelang vom Fehlen eines Friedensabkommens belastet. Tokio beansprucht die Inseln Iturup, Kunaschir, Schikotan und die Inselgruppe Chabomai, die nach dem Zweiten Weltkrieg gemäß den Beschlüssen der Konferenz von Jalta (Februar 1945) an die Sowjetunion gefallen waren. Japan betrachtet diese Beschlüsse nicht als rechtsgültig und beruft sich dabei auf einen bilateralen Handels- und Grenzvertrag aus dem Jahr 1855, in dem diese Inseln als japanisch anerkannt worden waren. Tokio machte die Rückgabe der Inseln zur Bedingung für den Abschluss eines Friedensvertrages mit Russland, der seit Ende des Zweiten Weltkrieges noch immer nicht zustande gekommen ist.
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