Der Präsident des Bundeskriminalamts Holger Münch schätzte, dass noch viel mehr Gewalttaten verübt wurden, die aber nicht zur Anzeige kamen. Man müsse „von einem nicht unerheblichen Dunkelfeld ausgehen“, sagte Münch. Opfer häuslicher Gewalt empfänden ihre Situation oft als ausweglos: „Sie werden nicht bemerkt und machen sich nicht bemerkbar.“ Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD) sagte, häusliche Gewalt sei „keine Privatsache; es ist eine Straftat“.
Münch rief auch „nichtstaatliche Institutionen auf, den Opfern Hilfe und Beratung anzubieten. Schwesig wies hin auf das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“, welches von ihrem Ministerium verantwortet wird. Das Beratungstelefon besteht seit drei Jahren. Es registrierte im vergangenen Jahr rund 50.000 Anrufe. Auch die nicht repräsentativen Auswertungs-Statistiken der Telefonberatung zeigen, dass in mehr als der Hälfte der Beratungsfälle die Täter, die auf die Frauen physische Gewalt ausübten, in einem „engen verwandtschaftlichen Verhältnis“ zu ihren Opfern standen. Bei sexualisierter Gewalt waren die angegebenen Täter in knapp einem Viertel der Fälle Verwandte.
Das Bundeskriminalamt zählte zu den erfassten Gewaltformen auch Stalking und andere Bedrohungen hinzu. Aus der Auswertung nach Geschlechtern ergibt sich, dass weibliche Täter vor allem in jüngeren Altersgruppen zu finden sind, sie machen mehr als 30 Prozent der unter Zwanzigjährigen und mehr als 20 Prozent der unter Dreißigjährigen aus. In der Opferstatistik zählte das BKA 81,8 Prozent weibliche Opfer partnerschaftlicher Gewalt, nur in 18,2 Prozent der Fälle waren die Opfer männlich.
Tags: