Judenhass und Sexismus in NRW: Muslimische Schüler greifen ihre Lehrer an
„Wenn Eltern nicht wollen, dass ihre Töchter im Biologieunterricht über Sexualität sprechen oder am Schwimmunterricht teilnehmen, werden sie schnell aggressiv“, erzählt die Pädagogin gegenüber der Zeitung. Häufig würden solche Eltern ihr Verhalten mit religiösen Motiven begründen. „Ich musste mir bereits mehrfach anhören, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts nicht für den Lehrerberuf geeignet seien“, so Ludwig. Auch sei sie mehrmals vom männlichen Elternteil, der ihr öfters auch den Handschlag verweigert habe, bedroht worden: „Mehrere Väter haben mir mit Übergriffen gedroht und mir offen zu verstehen gegeben, dass sie wissen, wo ich lebe und welchen Weg ich mit dem Fahrrad dorthin fahre."
Einst sei sie von einem Schüler, der bei Turnübungen am Reck gescheitert sei, beschimpft, geschubst und getreten worden, bis sie umgefallen sei.
Solche Bedrohungen und Angriffe würde Ludwig ihrer Schulleitung melden. Nun hat sie ihre Geschichte auch der Zeitung erzählt. Jedoch sei die Angst, dass die Schule einen schlechten Ruf bekommen könnte, zu groß, um unter dem echten Namen aufzutreten. Eine andere Lehrerin, Angelika Krumme (Name geändert), sei gläubige Jüdin und habe zunehmende Probleme mit Schülern, die sie aufgrund ihrer Religion bedrohen: „Ich habe es anfangs nicht glauben können, aber antisemitische Beschimpfungen sind in meinem Beruf zum Problem geworden."
Die seit 20 Jahren als Lehrerin tätige Frau fühle sich mit diesem Problem alleine gelassen. „Die Schulleitung hat Angst vor sinkenden Anmeldezahlen und redet das Problem klein“, beklagt sich die 55-Jährige. Es gebe aber eine ganze Reihe von ähnlichen Fällen, bei denen die Schulleitung schweigen und nichts unternehmen würde: So habe ein Schüler der Lehrerin Brigitte Windmann an einem Gymnasium im Kreis Herford einen Tritt in den Hintern gegeben. Als sie Anzeige ersttaten wollte, habe ihre Schulleiterin einen Dezernenten der Bezirksregierung bestellt, der ihr folgende Frage gestellt habe: „Was haben Sie dem Schüler angetan, dass er so reagieren muss?“. Sie sei von einer Anzeige abgehalten worden, um dem gewalttätigen Schüler nicht „die Zukunft zu verbauen“.
„Im Sportunterricht wurde ich nach einer Unterrichtsstunde von drei Oberstufenschülern umringt, bespuckt und ins Gesicht geschlagen“, hat dem Blatt der Pädagoge Dietmar Oppermann von einem Gymnasium im Kreis Gütersloh berichtet. Davor habe der 47-Jährige eine verbale Auseinandersetzung mit muslimischen Schülerinnen gehabt, da diese sich geweigert hätten am Unterricht teilzunehmen. „Nach der Attacke drohten sie mir mit weiteren Schlägen außerhalb der Schule, wenn ich ihre muslimischen Mitschülerinnen weiterhin zum Mitmachen animieren würde."
Auch Opperman fühle sich von der Schulleitung und den Kollegen im Stich gelassen: Niemand der befördert werden wolle, würde sich öffentlich mit denjenigen Kollegen solidarisieren, die Opfer von Gewalt geworden seien.
Quelle : sputnik.de