Geschichte einer sagenhaften Sonderprämie

  17 Dezember 2016    Gelesen: 340
Geschichte einer sagenhaften Sonderprämie
Er bricht in Frauengefängnisse ein, experimentiert fatalerweise mit Feuerwerkskörpern und bringt seinen Trainer José Mourinho an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Mario Balotelli ist und bleibt einfach ein Phänomen.
Mino Raiola, der Berater des exzentrischen Mario Balotelli, reagierte in diesem Sommer gelassen, als der italienische Nationalspieler in Diensten des OGC Nizza den von ihm geliehenen Bentley gegen eine Hafenmauer setzte: "Ich kann ihm nicht böse sein. Mario ist ein Phänomen, aber er ist halt Balotelli." Und genau das ist wohl auch der Grund, warum der FC Liverpool, wie jetzt ein Bericht der "Football Leaks" enthüllte, seinem ehemaligen Spieler eine der verrücktesten Sonderprämien der Fußballgeschichte in den Vertrag schreiben ließ.

Mario Balotelli konnte zusätzlich zu seinem Gehalt weitere 1,19 Millionen Euro kassieren, wenn er in einer Saison nicht öfter als dreimal vom Platz fliegt, keinen Gegenspieler oder irgendeine andere Person anspuckt und niemanden körperlich, verbal oder mit Gesten attackiert. Wow! Die spezielle Regelung wird einem allerdings recht bald verständlich, wenn man einen etwas genaueren Blick auf Balotellis bisheriges Leben wirft. Der Italiener ist gerade einmal 26 Jahre jung, hat gefühlt aber das Leben eines 60jährigen hinter sich. So zahlreich und spektakulär sind seine Geschichten.

Einer der skurrilsten Höhepunkte in jungen Jahren ereignete sich auf einem Ausflug zusammen mit seinem Bruder. Enoch und Mario Balotelli setzten sich eines schönen Tages in ein Auto und fuhren gemeinsam zum Frauengefängnis von Brescia. Dort parkten sie ihren Mercedes in einer Sperrzone, und versuchten sich gewaltsam Zutritt zum Knast zu verschaffen. Als die Polizei die beiden nach kürzester Zeit stellte, beantworteten sie die Frage nach dem Motiv für ihr seltsames Verhalten vollkommen ernst und ohne einen Hauch von Ironie: "Wir waren einfach gespannt, wie es da drinnen wohl so aussieht!"

Balotelli ist ein Großmeister des Selbstvertrauens. Vor dieser Saison und nach einigen sportlich mehr als turbulenten Jahren meinte er ruhig und bestimmt: "Ich will den Ballon d`Or gewinnen." Eine gewagte Aussage. Aber der Italiener ist bekannt für seine stets druckreifen Sätze. So sagte er auch einmal so schön: "Ich bin intelligenter als die Norm, nur kann ich es nicht beweisen." Der Nationalspieler ist eben ein Mann des Wortes – und der Tat: "Ich bin nicht verrückt, ich mache nur manchmal seltsame Dinge." Das trifft es.

"EIN TOR WÜRDE DEM SPIEL GUT TUN"

Ben Redelings ist "Chronist des Fußballwahnsinns" (Manni Breuckmann) und leidenschaftlicher Anhänger des VfL Bochum. Der Autor, Filmemacher und Komödiant lebt in Bochum und pflegt sein Schatzkästchen mit Anekdoten. Seine kulturellen Abende "Scudetto" sind legendär. Für n-tv.de schreibt er stets dienstags die spannendsten und lustigsten Geschichten auf. Sein Motto ist sein größter Bucherfolg: "Ein Tor würde dem Spiel gut tun".

Wie zum Beispiel damals, als Balotelli zu Manchester City Zeiten unter der Dusche mit Böllern herumspielte. Als er schließlich versuchte, die entzündeten Feuerwerkskörper ins Waschbecken zu schmeißen, warf er einen Knaller etwas zu kurz, so dass dieser auf dem Badvorleger landete. Gut nur, dass die Männer vom Brandschutz genau wussten, wohin sie fahren mussten. Wenige Tage zuvor nämlich hatte der Italiener bereits einige Raketen aus dem Badezimmerfenster in den Himmel über Manchester geschossen. Der Sachschaden des Badezimmer-Vorfalls betrug dennoch über 400.000 Pfund. Komisch abgerundet wurde die feurige Leidenschaft Balotellis zwei Tage nach dem Brandeinsatz der Feuerwehr, als der verrückte Kicker in einer Medien-Kampagne für eine sichere "Bonfire Night" warb. Die Botschaft der Kampagne lautete: Bitte überlassen Sie das Abbrennen von Feuerwerk nur den Experten und genießen Sie dieses deshalb nur auf extra organisierten Veranstaltungen. Da Balotelli ja das genaue Gegenteil zelebriert hatte, konnte der Italiener sehr überzeugend am eigenen Beispiel zeigen, wie man es am besten nicht macht.

"Mario, rühr niemanden an"

Einer der größten Fans von Mario Balotelli ist sein Ex-Trainer bei Inter Mailand, José Mourinho. Dieser meinte rückblickend auf die gemeinsam Zeit: "Ich könnte ein 200-Seiten-Buch über meine zwei Jahre bei Inter mit Mario schreiben." Man glaubt es ihm unbesehen. Und wahrscheinlich wäre die Idee mit dem Buch in der Tat keine schlechte gewesen, wenn man folgenden launigen Appetizer als Maßstab nimmt: "Wir sind für ein Champions-League-Spiel nach Kazan gereist. Vor diesem Spiel hatten sich alle meine Stürmer verletzt.

Kein Milito, kein Eto‘o. Ich war wirklich in der Klemme, Mario war mein einziger Stürmer. In der 42. oder 43. Minute bekommt er eine Gelbe Karte. Darum habe ich in der Halbzeitpause knapp 14 der 15 Minuten nur damit verbracht, mit ihm zu reden: `Mario, ich kann dich nicht auswechseln. Ich habe keinen Stürmer mehr auf der Bank. Rühre niemanden an, spiele nur mit dem Ball. Wenn wir den Ball verlieren - keine Reaktion. Wenn dich jemand provoziert - keine Reaktion. Wenn der Schiedsrichter einen Fehler macht - keine Reaktion. Bitte, Mario.` Und dann? 46. Minute: Gelb-Rote Karte!"

Mino Raiola hat einfach Recht mit seinem Satz "Mario ist ein Phänomen, aber er ist halt Balotelli". Man muss diesen Italiener mit seinen fantastischen Storys und seinen stets pointierten Gedanken einfach lieben. Als er einmal von der Polizei aufgegriffen und untersucht wurde, antwortete er auf die Frage, warum er denn 25.000 Pfund in Bargeld mit sich herumtrage, so simpel-schön: "Weil ich reich bin!" Besser geht’s nicht.

Quelle: n-tv.de

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