Das Nebelrätsel um den neuen US-Kampfjet F-35

  25 Dezember 2016    Gelesen: 771
Das Nebelrätsel um den neuen US-Kampfjet F-35
Kann es sein, dass Amerikas teuerstes Rüstungsprogramm Joint-Strike-Fighter eine Wetterschwäche hat? Donald Trump verlangt von Hersteller Lockheed Kostensenkungen – und bringt Konkurrent Boeing ins Spiel.
onald Trump ist bereits aufgefallen, dass der Kampfjet F-35 sehr viel Geld kostet. Das Projekt ist mit etwa 379 Milliarden Dollar für 2443 Flugzeuge schlicht das derzeit teuerste Rüstungsvorhaben der US-Militärs.

Der neue US-Präsident kritisierte per Twitter-Kurznachricht, dass bei dem Programm die „Kosten außer Kontrolle“ seien.

Doch auch darüber hinaus sorgt die Maschine seit Tagen für Gesprächsstoff. Grund ist eine rätselhafte Verspätung beim jüngsten Überführungsflug der ersten F-35-Modelle aus den USA nach Israel.

Ein 100-Millionen-Dollar-Jet kann bei Nebel nicht starten?

Geplant war eine große Empfangsshow für die ersten zwei von bislang insgesamt 50 Modellen, die Israel beim US-Hersteller Lockheed Martin bestellt hat. 4000 hochrangige Gäste sollten Amerikas neuesten Kampfjet auf der israelischen Luftwaffenbasis Navatim in der Negev-Wüste begrüßen. Doch statt der geplanten Ankunftszeit 14 Uhr verzögerte sich die Landung um sechs Stunden. Es wurde dunkel und ein Drittel der Gäste sind vorher abgefahren.

Seit diesem Debakel am 12. Dezember wird über die Verspätungsgründe gerätselt. Die israelische Luftwaffe hatte an dem Tag verkündet, dass sich der Abflug der F-35-Modelle von einem Zwischenstopp in Italien „Aufgrund starken Nebels in Italien und US-Sicherheits-Protokollen verzögert“. Amerikas neuer High-Tech-Kampfjet mit einem Stückpreis von über 100 Millionen Dollar kann also bei starkem Nebel nicht starten, fragten sich Insider.

Besonders rätselhaft wird die Nebel-Erklärung, weil zum Startzeitpunkt der benachbarte Zivilflughafen in Mailand reibungslos den Flugverkehr abwickelte, wie der Branchendienst defense-aerospace.com ermittelte.

Lockheed-Sprecher betonen zudem, dass der Kampfjet ein Allwetter-Modell sei, also auch bei Nebel abheben kann. Sie schieben die Start-Verzögerung auf italienische Behörden, die wiederum dementieren. Angeblich gab es aber auch keine technischen Probleme.

Trump überrascht mit neuem Vorschlag

Nüchtern notiert der Branchendienst, dass der F-35-Überführungsflug von Texas nach Israel sechs Tage dauerte. Geflogen wurde mit zwei Zwischenstopps – auf der Azoren-Insel Lajes und in Cameri in Italien. Allein auf der ersten Strecke mit 7,2 Stunden Dauer musste der Kampfjet fünf Mal in der Luft betankt werden. Strecken, die Passagierflugzeuge ohne Unterbrechung fliegen, sind für die nicht auf Treibstoffersparnis ausgelegten Militärjets eine Herausforderung.

Für Lockheed Martin ist die verspätete Ankunft seiner Modelle in Israel jedenfalls kein Ruhmesblatt. Seit Längerem gibt es Kritik an den Kostensteigerungen und Verzögerungen bei dem Mammutprojekt. Mit dem neuen US-Präsidenten steigt jetzt auch noch der Druck.

Donald Trump hat dabei nicht nur die F-35-Milliardenkosten im Visier, ähnlich wie bei seiner Kritik am Präsidenten-Jumbo Air Force One von Boeing. Der US-Präsident überraschte die Rüstungsbranche jetzt erneut mit einem speziellen Vorschlag. Angesichts der Kostensteigerungen beim F-35-Modell von Lockheed soll doch der Konkurrent Boeing auf der Basis seines älteren Kampfjets F-18 Super Hornet ein billigeres Angebot machen.

F-18 seit 17 Jahren im Dienst

Damit rüttelt Trump am wohl wichtigsten Einzelprojekt von Lockheed, das rund 20 Prozent zum Jahresumsatz von 46,1 Milliarden Dollar (2015) beisteuert. Lockheed ist der größte US-Rüstungskonzern und macht über drei Viertel seines Umsatzes direkt mit den US-Militärs und anderen US-Behörden.

Bei Militärexperten wird zudem darauf verwiesen, dass sich das moderne Modell F-35 und die seit 17 Jahren im Dienst befindliche F-18 Super Hornet von ihren Leistungen, der technischen Auslegung und den Tarneigenschaften (Stealth-Fähigkeit) nicht vergleichen lassen.

Der Vorschlag Trumps überrascht auch deshalb, weil er erst am Mittwoch die Chefs von Boeing und Lockheed Martin in Florida getroffen hat. Danach hieß es, dass Boeing die Kosten für den neuen Präsidenten-Jumbo senkt. Lockheed Martin-Chefin Marillyn Hewson nannte das Treffen später lediglich „produktiv“.

Quelle : welt.de

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