Besonders stark betroffen sind laut der Auswertung industrienahe IT-Dienstleister und der Werkzeugmaschinenbau. Mehr als die Hälfte der Betriebe dort habe die Suche nach geeignetem Fachpersonal eines der größten Probleme des nächsten Jahres genannt. Drastisch verschärft habe sich das Thema in der Elektrotechnik, der Möbelbranche und bei Herstellern elektrischer Ausrüstungen. Der schärfere Wettbewerb um geeignetes Personal führe auch zu größer werdenden Sorgen über die Entwicklung der Arbeitskosten. 39 Prozent der Betriebe sähen darin inzwischen eines der Hauptrisiken ihrer Geschäftstätigkeit; vor einem Jahr seien es nur 37 Prozent gewesen.
Auch wenn die Industrie am aktuellen Aufschwung der deutschen Binnenwirtschaft nur bedingt teilhabe, so wolle sie doch weiter Personal einstellen, sagte Treier. Das gelte nach den Angaben von fast 6000 Betrieben aus dem verarbeitenden Gewerbe vor allem für international tätige Unternehmen. Es zeige sich einmal mehr, dass nicht nur die Produktion für das Ausland Arbeitsplätze hierzulande sichere, sondern auch die Produktion im Ausland. Die eher binnenorientierte deutsche Industrie plane hingegen unter dem Strich kaum Neueinstellungen.
Im neuen Jahr erwartet der DIHK dennoch einen Beschäftigungsaufbau. Vor allem Hersteller von Konsumgütern wie Lebensmitteln, Möbeln oder Pharmazie wollten zusätzliches Personal einstellen. Nachdem die Industrie in den letzten fünf Jahren bereits mehr als 350.000 neue Stellen geschaffen habe, sei sie weiterhin expansiv. „2017 dürfte es zu einem Plus von zumindest 30.000 Arbeitsplätzen in der Industrie kommen“, sagte Treier. Er nannte dies wegen der zahlreichen Unsicherheiten und des schwierigen Außenhandelsumfelds sehr bemerkenswert.
Während Baugewerbe und Dienstleister ihre Geschäftslage so gut wie noch nie einschätzen, bleibt die Stimmung in der Industrie gedämpft. International tätige Betriebe spüren die Belastungen durch die schwache Nachfrage aus dem Ausland. Die Exporterwartungen der Industrie lägen weit unter dem langjährigen Durchschnitt der Umfrage. Die wichtigen Branchen des Fahrzeug- und der Maschinenbau sähen nur wenige außenwirtschaftliche Lichtblicke. „Zwar ist der Kurs des Dollars zuletzt spürbar gestiegen und verbilligt damit deutsche Exporte, das reicht jedoch nicht für echten Exportschwung“, sagte Treier. Mehr als zwei Prozent Exportwachstum seien 2017 nicht drin. Er fürchte, der Welthandel stecke insgesamt in einer Schwächephase.
Gut ein Drittel der Exporteure sorge sich um wirtschaftspolitische Bedingungen: die Zukunft des Euros, das Erstarken nationalistischer Strömungen, aufkommenden Protektionismus. Auch der Brexit beunruhigt viele Betriebe. Sorgen wegen möglicher wirtschaftspolitischer Verwerfungen infolge der amerikanischen Wahlen und in europäischen Staaten kämen hinzu. Nicht zuletzt sei die Wirtschaft wegen der Bedrohung durch Terroranschläge besorgt.
Besonders groß seien die Befürchtungen um die Nachfrage unter Investitionsgüterherstellern. Hier schwächele auch die Binnennachfrage: Investitionen in neue Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge seien im dritten Quartal zum zweiten Mal in Folge gesunken, trotz sehr niedriger Zinsen. Angesichts des schwierigen außenwirtschaftlichen Umfelds bleibe fraglich, wann Deutschland diese Investitionsrezession wieder hinter sich lasse, auch wenn sich die Vorzeichen für das Endquartal 2016 verbessert hätten.
Die Energiepreise bleiben ein Thema in der Industrie. „Die in Deutschland hausgemachten Preissteigerungen im Energiebereich erlangen vor dem Hintergrund des langsam wieder steigenden Ölpreises abermals Bedeutung“, schreibt der Kammernverband. Änderungen wie bei der Ökostromförderung belasteten den überwiegenden Teil der Industrie, vor allem den energieintensiven industriellen Mittelstand. „Unternehmen mit Stromverbräuchen über einer Gigawattstunde müssen zunehmend tiefer in die Tasche greifen, um ihre Stromrechnung zu bezahlen – das Geld fehlt für Investitionen“, sagte Treier.
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