Die Bitcoin Deutschland AG betreibt seit 2011 den einzigen in Deutschland zugelassenen Marktplatz für Bitcoins. Auf bitcoin.de kann man Bitcoins kaufen und verkaufen. Das System ist vergleichbar mit Ebay, die Betreiber fungieren dort als reine Vermittler. Oliver Flaskämper, Vorstandsmitglied und Gründer der Bitcoin Deutschland AG erklärt das, was Bitcoin ausmacht, mit den Worten:
„Der größte Unterschied von Bitcoin zu klassischen oder staatlichen Zwangswährungen ist, dass es ein freies Marktgeld ist. Es ist ein Stück Software mit einem mathematischen Algorithmus und wird betrieben von der Internet-Community“, erklärt Flaskämper. „Jeder, der mit der Bitcoin-Software online geht, wird Teil der Bitcoin-Community und damit auch Teil der Bitcoin-Betreibergemeinschaft. Deshalb bedarf es auch keiner Institutionen wie der Zentralbank, die das Ganze steuern und lenken, weil die Gesetze dieser Währung in der Software verankert sind. Das Ganze ist Open Source, also für jeden nachvollziehbar. Gleichzeitig ist die Geldmenge festgelegt, es kann maximal 21 Millionen Bitcoin-Einheiten geben – aktuell gibt es ungefähr 16 Millionen. Wenn wir das jetzt vergleichen mit klassischen staatlichen Währungen: Da entscheiden Menschen über die Menge beispielsweise der Euros, die im Umlauf sind und natürlich auch über die Kosten des Geldes, sprich, die Zinsen. Und solche Zinsen gibt es beim Bitcoin auch nicht. Damit ist die Frage beantwortet, ob es eine Währung ist. Aus meiner Sicht ist es weniger eine Währung, sondern mehr vergleichbar mit einer Aktie. Bitcoin ist digitales Gold mit der Option zum Bezahlen.“
Nach den Schwankungen des Kurses befragt, antwortet Flaskämper: „Der Bitcoin ist ein klassisches Spekulationsobjekt mit allen Vor- und Nachteilen. Es ist ein unregulierter Markt, das muss auch jeder wissen, der hineininvestiert. Spätestens seit 2008 wissen wir ja, dass man in nichts investieren sollte, was man nicht versteht. Es ist ein Spekulationsobjekt, damit verbunden gibt es auch immer wieder Spekulationsblasen. Wenn man in Bitcoins investiert, muss man starke Nerven haben. Es ist nichts für Fans von Sparbüchern und noch nichts für die private Altersvorsorge. Wir sind immer noch in einem experimentellen Stadium, das Ganze kann immer noch scheitern, der Totalverlust ist immer noch möglich. Wenn die Medien verstärkt drüber schreiben, dann kommen natürlich neue Investoren, die sich dafür interessieren und den Kurs dann kurzfristig nach oben treiben. Und dann gibt es auch immer wieder schlechte Nachrichten wie aktuell aus China. China ist der größte Bitcoinmarkt und nun hat die chinesische Zentralbank die dortigen Bitcoinbörsen zum Rapport zitiert. Jetzt gilt es dort zu klären, ob über Bitcoins die gängigen Kapitalverkehrskontrollen umgangen werden.“
Was es mit der chinesischen Kapitalflucht auf sich hat, erklärt Raúl Rojas, Professor für Künstliche Intelligenz an der Freien Universität Berlin: „Wenn man Kapital über die Banken von einem Land in ein anderes überträgt, kann man nicht beliebige Mengen an Geld von einer Bank zur anderen schicken. Dafür gibt es Kapitalkontrollen, vor allem in Ländern wie China. Mit den Bitcoins kann man von einem Computer, bei einem Händler die Bitcoins zunächst einmal mit der Landeswährung kaufen und dann kann man zum Beispiel in San Francisco oder in Europa diese Bitcoins in Dollars oder Euro umwandeln. Und so kann man das Geld von einem in ein anderes Land transferieren und das wird nicht registriert, zumindest nicht in den Belegen, die die Behörden für die Kontrollen der Kapitalflüsse verwenden. Das ist eine Frage nicht nur für China, sondern für die ganze Welt. Die Behörden in den verschiedenen Ländern wissen noch nicht genau, wie sie das handhaben sollten. Zum Beispiel wurde in China das Bitcoin nicht für Geld, sondern für ein Objekt erklärt. Deswegen unterliegt es keinen Kapitalkontrollen, ist aber tatsächlich elektronisches Geld. Ich bin mir sicher, dieses Schlupfloch werden die Chinesen bald schließen. Wie man aber diese elektronischen Geldflüsse kontrollieren soll, ist eine völlig offene Frage. Das ist ja der Witz an den Bitcoins: Das sind anonyme Geldflüsse, nirgendwo ist der Name der Person eingetragen in den elektronischen Komponenten. Deswegen weiß keiner, wenn ich Geld von einem Land in ein anderes überweise, wer das getan hat.“
Dennoch spricht Flaskämper in Zusammenhang mit Bitcoins von einer revolutionären Technologie, „die das ganze Finanzsystem verändern wird. Es gibt ja keine Zentralbank auf der Welt, die sich nicht mit dieser Blockchain-Technologie beschäftigt, die Bitcoin zugrunde liegt. Auch Börsen beschäftigen sich damit und auch für andere Industrien, zum Beispiel die Musikindustrie, bietet diese Technologie eine Möglichkeit für Künstler in Zukunft digitale Produkte besser schützen zu können und auch besser verteilen zu können.“
Diese Technologie wird seiner Ansicht nach immer weiter wachsen. „Es wird keinen Bereich geben, der von Bitcoin ausgenommen wird. Die meisten Firmen und gemeinnützigen Organisationen, die Bitcoins akzeptieren, tun das in erster Linie eigennützig, weil sie Spenden generieren und Umsätze machen wollen und weil man als Unternehmen, das ganz früh dabei ist, eine große Aufmerksamkeit erfährt. Der Kanton Zug in der Schweiz hat sogar Bitcoins zugelassen zum Bezahlen von städtischen Gebühren. Man kann mittlerweile an schweizerischen Fahrkartenautomaten Fahrkarten für Bitcoins kaufen. Die Stadtwerke Hannover akzeptieren Bitcoins. All diese Unternehmen tun das natürlich auch darum, weil man sich damit als innovativ, als Trendsetter darstellen kann“, so Flaskämper.
Prof. Rojas sieht das eingeschränkter, er glaubt nicht, dass Bitcoin als Währung eine Chance hat. „Ich denke, dass Teile der Technologie überleben werden, dass sie in andere Arten elektronischer Transaktionen übernommen werden. Aber was bei Bitcoins fehlt ist eine Überschaubarkeit, eine ökomische Kontrolle“, erklärt er. „Es wird also etwas Neues entstehen, vielleicht mit Ideen aus dem Bitcoin-Bereich, aber ohne dass das die Bitcoins wären. Was übernommen werden könnte, wäre die Blockchain-Technologie. Das ist eine offene Buchführung, da werden die Käufer und Verkäufer von verschiedenen Bitcoins eingetragen. Alle haben die Einsicht in diese Transaktionsbücher und damit kann man verhindern, dass derselbe Bitcoin zum Beispiel zwei Mal ausgegeben wird. Man weiß da, bei welchem Benutzer jedes Bitcoin ist, wobei die Benutzer anonym sind, die tragen nur eine Nummer. Ich könnte mir vorstellen, dass die Banken selber so eine Technologie übernehmen. Die Flüsse zwischen den Banken könnte man auch so kontrollieren. Es gibt die Idee, dass man für Verträge oder Käufe von Objekten so etwas wie den Blockchain verwenden kann.“
Quelle:sputniknews
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