Versicherer fordern Fahrprüfung für Senioren

  18 Januar 2017    Gelesen: 844
Versicherer fordern Fahrprüfung für Senioren
Senioren verursachen statistisch mehr Unfälle als die Hochrisikogruppe der Fahranfänger. Trotzdem traut sich die Politik nicht, Eignungstests einzuführen. Nun melden sich die Versicherer zu Wort - und fordern genau dies.
Die Debatte um Fahrtests für Senioren wird schon seit Jahren hitzig geführt, nun hat sich eine gewichtige Stimme zu Wort gemeldet: Unfallforscher der deutschen Versicherer erwarten, dass Testfahrten für Autofahrer im Seniorenalter auf lange Sicht verpflichtend eingeführt werden.

Zunächst sollten die Kontrollen auf freiwilliger Basis erprobt werden, um die Akzeptanz zu testen, sagte der Leiter der Unfallforschung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Siegfried Brockmann, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Dienstag.

"Langfristig aber wird eine solche Kontrollfahrt zur Pflicht werden müssen", ergänzte Brockmann. "Die Wahrscheinlichkeit ist einfach zu groß, dass ältere Fahrer ihr Können zu positiv einschätzen und die Teilnahme deshalb verweigern." Der Bereich Unfallforschung beim GDV wolle noch in diesem Jahr Standards für eine derartige Testfahrt entwickeln.

Erst mal alles nur freiwillig - aber dann...

Brockmanns Angaben zufolge soll die angedachte Kontrollfahrt im Beisein eines geschulten Begleiters erfolgen, um den Autofahrern neutrale Rückmeldungen zu geben. Das Ergebnis soll nach GDV-Vorstellungen vertraulich sein und lediglich eine Empfehlung darstellen. "Niemand soll anschließend gezwungen werden, seinen Führerschein abzugeben", betonte er.

Zuletzt hatte sich die Debatte meist an besonders dramatischen, von Senioren verursachten Unfällen entzündet. Wenn diese auf der Autobahn als Falschfahrer tödliche Unfällen verursachten oder die Kontrolle über Ihr Auto verloren und in Passanten rasten.

Zur Begründung der Versichererinitiative verwies Brockmann auf Unfallstatistiken von Autofahrern über 75 Jahren. Drei von vier Unfällen, an denen sie beteiligt seien, verursachten sie selbst. Der Wert sei höher als in der Hochrisikogruppe der Fahranfänger. Noch sei die absolute Zahl der Unfälle älterer Senioren gering, betonte er. Angesichts der demografischen Entwicklung werde sich diese jedoch "zu einem Problem entwickeln".

Genau in der demografischen Entwicklung ist wohl auch der Grund dafür zu suchen, warum in Deutschland nicht schon längst die in anderen europäischen Ländern durchaus üblichen Fahreignungstests durchgeführt werden. Bei der Bundestagswahl 2013 waren bereits gut ein Drittel der Wahlberechtigten über 60 - die Wahlbeteiligung in dieser Altersgruppe war zudem überdurchschnittlich. Gerade die CDU/CSU findet bei Rentnern großen Zuspruch. Kein Wunder also, dass sich Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erst vergangenes Jahr kategorisch gegen verpflichtende Fahreignungstests ausgesprochen hatte.

Quelle : spiegel.de

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