Der Auftritt von Trump-Sprecher Spicer
Bei seiner ersten Pressekonferenz sprach Trumps Sprecher Sean Spicer am Samstag vom "größten Publikum", das jemals eine Amtseinführung verfolgt hat. Doch damit irrt er. 30,6 Millionen Zuschauer verfolgten Trumps Einführung im Fernsehen und laut den offiziellen TV-Quoten gab es sogar vier Zeremonien mit mehr Zuschauern. Beim Amtseid Richard Nixons 1973 waren es 33 Millionen, bei dessen Nachfolger Jimmy Carter vier Jahre später 34,1 Millionen und 2009 bei Obamas erster Amtseinführung 37,7 Millionen. Der Spitzenreiter ist Ronald Reagan, bei seiner Vereidigung schalteten 1981 sogar 41,8 Millionen ein. Auch andere Zahlen widerlegen Spicer. Den CNN-Livestream am vergangenen Freitag verfolgten 17 Millionen Menschen, vor acht Jahren bei Obama waren es 25 Millionen.
Bei Twitter posteten am Wochenende etliche Nutzer Luftaufnahmen, die zeigen, dass die Washington Mall bei Trumps Amtseinführung deutlich leerer war als bei Barack Obama 2009. Spicer kommentierte dies folgendermaßen: "Solche Versuche, den Enthusiasmus über die Vereidigung zu mindern, sind beschämend und falsch." Er erklärte: "Der ganze Platz war voll." Spicer behauptet, bei der Veranstaltung seien erstmals Bodenplatten benutzt worden, "um den Rasen zu schützen". So seien leere Plätze stärker sichtbar gewesen. Dabei zeigen verschiedene Fotos, dass bereits 2013, bei Obamas zweiter Amtseinführung, Bodenplatten benutzt wurden.
Spicer beharrte jedoch auf seiner Behauptung. Dafür nennt er sogar falsche Zahlen. Vor Trumps Amtseinführung seien 420.000 Menschen mit der U-Bahn unterwegs gewesen, bei Obama lediglich 317.000. Auch das ist falsch. Die Verkehrsgesellschaft veröffentlichte bei Twitter andere Zahlen. Demnach waren bei Obama 2013 etwa 317.000 Menschen kurz vor der Zeremonie unterwegs und bei Trump nur 193.000.
Der Auftritt von Trump-Beraterin Conway
In einem TV-Interview mit dem Sender NBC verteidigte Trumps Spitzenberaterin Kellyanne Conway später die Falschinformationen über die Besucherzahlen als "alternative Fakten" und wirft dem Moderator Chuck Todd vor, die ganze Sache zu dramatisieren. "Sie sagen, es wären falsche Informationen", so Conway. "Sean Spicer hat alternative Fakten dazu geliefert." Darauf, dass diese Fakten nicht wahr sind, geht Conway zunächst nicht weiter ein.
Stattdessen versuchte sie, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken - etwa auf die vermeintlichen Versäumnisse der Obama-Administration. Doch Todd ließ nicht locker. "Sie haben immer noch nicht die Frage beantwortet, warum Sie den Pressesprecher wegen einer solchen Kleinigkeit Falschinformationen verbreiten lassen." Daraufhin ließ sich Conway zu der Aussage hinreißen, dass diese Zahlen ohnehin nicht belegt werden könnten - weder die offiziellen noch die vom Weißen Haus. "Es gibt keine Möglichkeit, Menschenmengen wirklich zu quantifizieren", sagte Conway. "Das wissen wir alle."
Einen Verlust der Glaubwürdigkeit von Trumps Pressesprecher sieht die Beraterin nicht - und wenn doch, dann sei dies die Schuld der Medien. Deren Aufgabe sei nicht, Dinge, die der Pressesprecher sagt, ins Lächerliche zu ziehen, wetterte Conway. "Sie sind Journalisten, keine Kolumnisten." Zudem hätten die Medien falsche Informationen über Trumps Verhältnis zu den Geheimdiensten verbreitet - und zwar, dass er sie nicht respektiere. "Das ist unverantwortlich. Das ist verwerflich", sagte Conway.
Trumps CIA-Schwenk
Und Trump? Der neue US-Präsident warf am Sonntag in Langley den "unehrlichen" Medien vor, einen Disput zwischen ihm und der CIA erfunden zu haben. "Sie gehören zu den unehrlichsten Menschen auf der Erde", sagte er über Journalisten. Er habe keineswegs eine "Fehde mit der Geheimdienst-Community". Keine zwei Wochen zuvor hatte der Präsident der CIA allerdings in einem Tweet vorgeworfen, mit dem Bericht über seine möglichen Verbindungen nach Russland "Fake News" verbreitet zu haben. "Das ist ein letzter Schuss gegen mich", hatte Trump geschrieben. "Leben wir hier in Nazi-Deutschland?"
Auch diesen Tweet relativierte Conway nun. Auf die Frage, ob Trumps Vergleich mit Nazi-Deutschland richtig war, sagte sie: "Nicht richtig war, dass es Menschen gab, die ein Dossier voller Lügen veröffentlicht haben." In den Augen der Trump-Administration sind demnach nicht die Verfasser des Berichts die Schuldigen, sondern diejenigen, die ihn veröffentlicht haben. "Präsident Trump ist sehr besorgt darüber, dass es Leute gibt, die seinen Respekt für die Frauen und Männer in der Geheimdienst-Community verunglimpfen wollen", sagte Conway. Kein Wort dazu, dass Trump den amtierenden CIA-Chef John Brennan als "Verfasser der Fake News" verdächtigt hatte.
Quelle: n-tv.de
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