Tschechoslowakei beschattete Trump

  29 Januar 2017    Gelesen: 331
Tschechoslowakei beschattete Trump
Schon 1988 soll Donald Trump gedrängt worden sein, sich für das Präsidentenamt zu bewerben. Doch er fühlte sich noch zu jung. So steht es in einer Akte des tschechoslowakischen Geheimdienstes. Grund für die jahrelange Bespitzelung war Trumps Frau Ivana.
Nicht erst seit seiner Wahl zum US-Präsidenten interessieren sich Geheimdienste aus aller Welt für Donald Trump. Bereits vor 30 Jahren führten Agenten der tschechoslowakischen Staatssicherheit (StB) Notizen über den Unternehmer.

"Er ist nicht nur ein materiell gut abgesicherter US-Bürger, sondern gehört zur Spitze der führenden Kreise in den USA", steht in den Akten aus der Zeit vor der demokratischen Wende 1989. Trump besitze "einen der modernsten Wolkenkratzer in New York" und müsse angeblich wegen seiner guten Beziehungen zum Weißen Haus für 30 Jahre keine Steuern zahlen, heißt es dort weiter.

Ins Fadenkreuz der Staatssicherheit geriet Trump aus einem ganz einfachen Grund: Seine damalige Ehefrau Ivana war gebürtige Tschechoslowakin, hatte das Land aber Anfang der 1970er Jahre legal verlassen - dank der kurzlebigen Ehe mit einem österreichischen Skifahrer. Am Rande der Olympischen Sommerspiele 1976 in Montreal traf Ivana dann auf Trump - nach Darstellung der CSSR-Spitzel, als ihr Taxi liegenblieb, er zufällig vorbeifuhr und sie mitnahm.

Früher Wunsch aufs Präsidentenamt

"Iva machte auf den Mann Eindruck - am Morgen schickte er ihr eine Vase Rosen ins Hotel", schrieb ein Agent, wohl aufgrund von Hörensagen. Jedes Mal, wenn Ivana ihre Eltern in der CSSR besuchte, musste ihr Vater Milos Zelnicek nun Auskunft geben. Wie alle Emigranten stand sie unter Beobachtung. Die Staatssicherheit führte den Vater unter dem Decknamen "Milos" als einen Vertrauensmann, um mehr über das "Geschehen in den USA aus Sicht der führenden Kreise" zu erfahren.

Die Unterlagen werden heute in einem unscheinbaren Prager Bürogebäude aufbewahrt, dem Institut für das Studium totalitärer Regime (USTR) - das tschechische Gegenstück zur deutschen Stasi-Unterlagenbehörde. "Alle scheinen sich für diese Akte zu interessieren - außer Frau Trump selbst", sagt Historiker Libor Svoboda. Bei ihm gehen die Journalisten dieser Tage ein und aus, auch weil Ivana Trump neue US-Botschafterin in Prag werden will.

Anfang Oktober 1988 hatte Ivana Trump einmal wieder ihre Eltern besucht, aber ungewöhnlich nervös gewirkt. Auf ihren Ehemann Donald werde Druck ausgeübt, sich um das Amt des US-Präsidenten zu bewerben, berichtete ihr Vater. "Gegenwärtig habe er dies wegen seines niedrigen Alters (41 Jahre) abgelehnt", heißt es in den StB-Akten. Doch Trump wolle 1996 als politisch unabhängiger Kandidat antreten und damit zu einer "Ausnahme in der amerikanischen Geschichte" werden. Trocken heißt es in den StB-Unterlagen: "Obwohl dies als Utopie erscheint, ist D. Trump überzeugt, dass er Erfolg haben wird."

Dass Ivana Trump es in den USA der 80er Jahre an der Seite ihres Mannes zu einiger Berühmtheit gebracht hatte, blieb der tschechoslowakischen Öffentlichkeit indes bis zur Wende von 1989 verborgen. "Die Propaganda versuchte selbstverständlich, Emigranten als Schiffbrüchige und Verlierer darzustellen", erklärt Svoboda. In den internen Akten werde Trumps Erfolg indes neutral dargestellt.

Keine Kontakte zu Exilgruppen

"Die Leute vom Geheimdienst sind pragmatisch", sagt der Historiker. Im Großen und Ganzen ließen die CSSR-Spitzel Ivana Trump und ihre Familie dann auch in Ruhe. "Es gibt überhaupt keine Hinweise darauf, dass Ivana Trump Kontakte zu Oppositionsgruppen im Exil unterhalten hätte", sagt Svoboda.

Das bestätigte jüngst Fürst Karel Schwarzenberg, der sich für Dissidenten engagiert und Ivana Trump um eine Spende gebeten hatte. "Sie hat mir gesagt, dass ihr das gar nicht einfallen würde - und damit ist das Gespräch im Grunde beendet gewesen", berichtete er der Zeitung "Lidove noviny".

Mit ihren Kindern sprach Ivana weiter tschechisch, wie der Geheimdienst wohlwollend anmerkte. Den ältesten Sohn Donald junior schickte sie in den 1980er Jahren regelmäßig mit dem Privatflugzeug zu den Großeltern in die Ferien. Einen Informanten aus deren Nachbarschaft veranlasste das zu der hämischen Bemerkung, der Junge könne sich wohl "nicht einmal die Schuhe alleine zubinden".

Die Dokumente geben somit auch einen Einblick in die alltägliche Bespitzelung durch den StB und sein enges Netzwerk aus Zuträgern. "Die Staatssicherheit versuchte, überall ihre Mitarbeiter zu haben, in allen denkbaren Bereichen, an Schulen, in den Jugendverbänden, in der Industrie, im Tourismus", sagt Historiker Svoboda. Und fügt hinzu: "Es gibt hier in den Regalen Tausende solcher Akten."

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