Es hat gedauert, bis diese Erkenntnis ins Bewusstsein der Amerikaner gekrochen ist. Doch nun teilen 76 Prozent der Amerikaner Kirtmans Einschätzung, dass der Klimawandel Realität ist. Wenn sich die Weltgemeinschaft im Dezember auf einen Klimapakt einigen sollte, dann vor allem deshalb, weil die USA aufgewacht sind.
Die Bastion der Erderwärmungsignoranten ist gefallen. Amerika, die Führungsmacht der Industrienationen, das Land, das mehr CO2 in die Luft gepumpt hat als jedes andere, beginnt, seiner besonderen Verantwortung gerecht zu werden. Der umweltpolitische Umschwung in den USA ist mit einem Namen verbunden: Barack Obama. Dabei war der Mann zunächst eine gewaltige Enttäuschung. Umweltschützer hatten die Hoffnung schon aufgegeben, als sich Obama seiner Vollmachten besann - und mit Emissionsgrenzen für Kraftwerke de facto den Ausstieg aus der Kohleenergie verordnete. Auch Autos und Trucks müssen sparsamer werden. Das Ziel: den CO2-Ausstoß bis 2025 um 26 Prozent unter das Niveau von 2005 zu drücken. Das mag vielen Umweltschützern nicht genügen. Doch es ist ein Anfang. Und vor allem ist es ein Signal. Die Großemittenten China und Indien können sich nicht länger hinter den tatenlosen Amerikanern verstecken.
Obama dient seine Klimadiplomatie als Beweis, dass Amerika, die erschöpfte Weltmacht, noch führen kann: „Weil die Vereinigten Staaten mit gutem Beispiel vorangehen, haben bis heute 150 Länder, die für mehr als 85 Prozent des globalen Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich sind, Pläne zur Verringerung ihrer CO2-Emissionen vorgelegt.“
Die Frage lautet: Reicht das? Die Antwort: wahrscheinlich nicht. Was auch immer auf dem Pariser Gipfel beschlossen werden wird - „es kann nur ein Anfang sein“, sagt Klimaforscher Kirtman. Die Widerstände aber sind beträchtlich. Die Rohstoffbranche bekämpft den Klimaschutz verbissen, ihr politischer Arm sind die Republikaner. Sie argumentieren, dass sich die Erderwärmung nicht bekämpfen ließe, ohne die Wirtschaft zu zerstören.
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