Für die SPD sei die Situation aber komplizierter, da ihre enttäuschten Wähler zu der Linken oder den Grünen überwechseln. Frustrierte CDU- und CSU-Wähler hätten jedoch eine geringere Auswahl gehabt – zumindest bis 2013, als die euroskeptische „Alternative für Deutschland“ gegründet wurde.
Diese Partei, die bei ihrer Gründung eher einem gehobenem Club für Hochschulprofessoren ähnelte, die gegen die Mitgliedschaft in der Eurozone demonstrierten, hat sich schnell in eine Anti-Einwanderungspartei mit einem traditionelleren, rechten Programm entwickelt“, schreibt das US-Forschungszentrum.
Zudem sei das Rebranding der AfD zeitlich mit dem Anstieg der Popularität der antiislamischen Pegida zusammengefallen.
„Deutschlands Geschichte und politische Kultur wird der AfD den Eintritt in eine Koalitionsregierung jedoch nie ermöglichen. Die Partei wird einen weit geringeren Einfluss auf die Debatten des Landes haben, als dies ihre aktuelle Popularität (rund acht Prozent) belegt“, betonen die Experten von Stratfor.
Wie die Griechenland- und Einwanderungskrise gezeigt haben, hätten die CDU- und CSU- Politiker eine so große Angst, ihre Stimmen an die AfD zu verlieren, dass sie bereit seien, etwas nationalistischere und gemäßigt-euroskeptischere Meinungen zu vertreten.
„Die SPD muss sich nun jedoch entscheiden, ob sie sich nach links wendet oder auf den abfahrenden Zug der Euroskeptiker springt“, so Stratfor.
In den kommenden Jahren werde die Position Deutschlands gegenüber der EU wahrscheinlich immer mehr der Meinung des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble ähneln, der die Union eher als einen Kontinentalblock sieht, der sich aber mit unterschiedlicher Geschwindigkeit bewegt, der nicht jedes Land hinsichtlich der politischen und finanziellen Integration gerecht werden und somit ausgeschlossen werden könnte. Diese Ansicht würde einige zentral- und osteuropäische Nationen vom Beitreten zur Eurozone abhalten.
Darüber hinaus werde diese Position möglicherweise auch Elemente der Ansicht der CDU enthalten, nach der solche Grundprinzipien wie der freie Verkehr von Personen geändert oder gar aufgehoben werden könnten, um die National- und Regionalinteressen zu schützen. Dazu könnte auch die außenpolitische Agenda der SPD kommen, die auf höflichen, aber zugleich auch distanzierten Beziehungen mit den Vereinigten Staaten und Gas- und Handelsbeziehungen mit Russland beruht.
Dieser Meinungswandel werde sich nur langsam vollziehen und bis zu den Wahlen 2017 nicht vollständig zum Vorschein kommen.
„Auf jeden Fall werde 2016 aber ein paar frühe Signale dieser Veränderung zeigen“, fügt Stratfor hinzu.
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