Odebrecht-Skandal erschüttert Lateinamerika

  17 Februar 2017    Gelesen: 650
Odebrecht-Skandal erschüttert Lateinamerika
Der brasilianische Baukonzern Odebrecht soll Politikern, Parteien, Staatsbeamten und Managern Schmiergelder gezahlt haben. Ganz Lateinamerika ist von diesem Skandal betroffen. Die Staatsanwälte aus 15 Ländern wollen bei der Aufklärung kooperieren.
Nach den Enthüllungen über Schmiergeldzahlungen des brasilianischen Baukonzerns Odebrecht haben in Panama-Stadt Tausende Menschen gegen Korruption protestiert. Die Demonstranten zogen bis vor den Parlamentssitz. "Nie wieder Regierungen der Diebe und der Korrupten", stand auf einem der Plakate. Bestechliche Politiker aller Parteien und korrupte Unternehmer müssten bestraft werden, sagte der Anführer der Gewerkschaft Suntracs, Saúl Méndez. Zu Protesten kam es auch in der peruanischen Hauptstadt Lima.

Der weitverzweigte Korruptionsskandal um den Baukonzern Odebrecht erschüttert derzeit ganz Lateinamerika. Die Ermittlungen gegen das Unternehmen begannen im Jahr 2014 und förderten nach und nach ein ausgeklügeltes System zur Zahlung von Schmiergeldern an Politiker, Parteien, Staatsbeamte und Manager zutage. Mit dem Geld sollen sich der Konzern und andere Baufirmen Aufträge gesichert und teils sogar eine vorteilhafte Gesetzgebung erkauft haben.

Das Unternehmen gab zu, in zwölf Ländern illegale Zahlungen in Höhe von 788 Millionen US-Dollar geleistet zu haben. Allein in Panama zahlte Odebrecht nach Erkenntnissen der US-Justiz zwischen 2010 und 2014 insgesamt 59 Millionen Dollar Schmiergeld. In einem internationalen Prozess hatten Odebrecht und seine Chemie-Tochter Braskem im Dezember in die Zahlung einer Rekordstrafe von 3,5 Milliarden Dollar (3,35 Milliarden Euro) eingewilligt.

In Panama laufen derzeit Ermittlungen gegen 17 Beschuldigte, unter ihnen zwei Söhne des früheren Präsidenten Ricardo Martinelli, die mit einem internationalen Haftbefehl gesucht werden.

Stuhl des brasilianischen Präsidenten wackelt

Zur Aufklärung des Odebrecht-Skandals wollen Staatsanwälte aus 15 Ländern eng miteinander kooperieren. Bis Freitag findet auf Einladung der Generalstaatsanwaltschaft Brasiliens in der Hauptstadt Brasília eine Art "Ermittler-Gipfel" statt, um Informationen auszutauschen.

Durch Kronzeugenregelungen hatten zuletzt immer mehr Odebrecht-Vertreter ausgesagt, das Unternehmen habe sogar eine eigene Bestechungs-Abteilung betrieben. Der langjährige Chef des größten Baukonzerns der Region, Marcelo Odebrecht, ist zu über 19 Jahren Haft verurteilt worden. In Brasilien wird mit Spannung erwartet, was insgesamt 77 Manager des Konzerns ausgesagt haben, deren Einlassungen der Justiz vorliegen und die politischen Sprengstoff bergen sollen.

Die Aussagen könnten vor allem die Regierung von Präsident Michel Temer ins Wanken bringen. In den Medien werden die Verhörprotokolle wegen ihrer möglichen Wirkung als "Fim do mundo" - "Weltuntergang" bezeichnet. Es soll Vorwürfe geben gegen die Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und Dilma Rousseff, gegen den aktuellen Präsidenten Temer, mehrere seiner Minister, Gouverneure und Ex-Gouverneure sowie bis zu 200 Parlamentarier.

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