Aserbaidschan setzt Ausbau des Hafens Aljat fort

  17 März 2017    Gelesen: 2390
Aserbaidschan setzt Ausbau des Hafens Aljat fort
Baku (GTAI) - Der Ausbau des Hafens Aljat in Aserbaidschan schreitet voran. Bis Ende 2017 könnte die erste Ausbaustufe abgeschlossen sein. Künftig soll Aljat zum größten Hafen am Kaspischen Meer werden. DP World unterstützt Aserbaidschan bei der Einrichtung einer Freihandelszone. Nach starken Rückgängen dürfte der Warenumschlag der Häfen Baku und Aljat 2016 auf 4 Mio. t gestiegen sein. Hohe Zuwächse verzeichnete die Verschiffung von Lkw. (Kontaktanschrift)
Einst ein unbedeutendes Fischerdorf, soll Aljat in Zukunft zum größten Hafen am Kaspischen Meer und zu einem zentralen Transitpunkt werden. Der Hafen liegt strategisch günstig an der Kreuzung wichtiger nationaler und internationaler Transportrouten für den Lkw- und Bahnverkehr. In Aljat, rund 65 km südlich von Baku, treffen der Ost-West-Korridor von Asien nach Europa und die Nord-Süd-Verbindung zwischen Russland/Nordeuropa und Iran aufeinander.

Die Entscheidung zum Bau des neuen Hafens hatte die aserbaidschanische Regierung 2007 gefällt. Seit November 2010 laufen die Arbeiten an der ersten Ausbaustufe. Sie umfasst unter anderem einen Fährhafen, Fracht- und Containerterminals und einen RoRo-Anlieger. Künftig sollen alle bislang in Baku angesiedelten Hafenanlagen nach Aljat verlagert werden. Nur Passagierterminals, darunter für den Transport von Ölarbeitern auf die Öl- und Gasplattformen im Kaspischen Meer, werden in Baku bleiben. Die Verlagerung des Hafens schafft neuen Raum für die Stadtentwicklung und soll die Umweltsituation in der Hauptstadt verbessern.

Abschluss der ersten Ausbauphase Ende 2017 geplant

Betreiber der Häfen in Baku und Aljat ist das staatliche Unternehmen Port of Baku (https://azvision.az/redirect.php?url=http://portofbaku.com). Laut Angaben der Hafenverwaltung sind mittlerweile rund 70% der ersten Ausbauphase fertiggestellt. Im September 2014 wurde der Fährterminal in Betrieb genommen. Läuft alles nach Plan, soll die 1. Phase bis Ende 2017 abgeschlossen sein. Dann wird der Hafen über eine Kapazität zur Abfertigung von 11,5 Mio. t Gütern und 50.000 Containern pro Jahr verfügen.

Rund 500 Mio. US$ sind bereits in den Bau des Hafens geflossen. Finanziert wird er durch den aserbaidschanischen Staat. Generalauftragnehmer ist das lokale Unternehmen Evrascon (https://azvision.az/redirect.php?url=http://evrascon.com). Der Masterplan stammte von der niederländischen Firma Royal HaskoningDHV.

Er umfasst insgesamt drei Ausbaustufen. In der zweiten Stufe soll die Kapazität des Hafens auf 17 Mio. t Güter und 150.000 Container pro Jahr ansteigen. Zielwert der dritten Stufe sind 25 Mio. t Güter und 1 Mio. Container. Der Zeitplan der Umsetzung hängt dabei von der Entwicklung des Frachtaufkommens ab.

Die ursprünglichen Planungen bezifferten die Gesamtkosten des Baus auf 870 Mio. Aserbaidschan-Manat (A.M.; 1. Phase: 540 Mio. A.M.; 2. Phase: 150 Mio. A.M.; 3. Phase: 180 Mio. A.M.). Zum Zeitpunkt des Baubeginns entsprach dies umgerechnet einem Wert von knapp 1,1 Mrd. $ (durchschnittlicher Wechselkurs der Bundesbank für 2010: 1 US$ = 0,8026 A.M).

Auch deutschen Firmen bieten sich bei dem Aufbau des Hafens Geschäftschancen. Laut Aussagen der Hafenverwaltung gegenüber Germany Trade & Invest wurde kürzlich mit dem Unternehmen Ardelt ein Vertrag über die Lieferung von sechs Kränen geschlossen.

DP World unterstützt Hafen Aljat bei Einrichtung einer Freihandelszone

Der Hafen Aljat umfasst eine Fläche von 400 ha. Auf 120 ha davon wird eine Freihandelszone (FTZ) eingerichtet. Die Gründung der FTZ hatte Staatspräsident Ilham Aliyev am 17.3.16 in einem Präsidentenerlass verfügt. Aktuell läuft noch die Vorbereitungsphase.

Unterstützung erhält Aserbaidschan dabei durch das Unternehmen DP World aus Dubai. Im September 2016 wurde ein Vertrag über die Zusammenarbeit bei der Entwicklung des gesetzlichen Rahmens sowie bei der Erstellung eines Masterplans geschlossen. Laut Angaben der Hafenverwaltung soll letzterer im Laufe des März 2017 vorgelegt werden.

Künftig sollen sich auf dem Gelände der FTZ Logistikanbieter und Unternehmen aus verschiedenen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes (Nahrungsmittel-, Baustoff-, Metallwarenindustrie etc.) ansiedeln. Hinzu kommen Lagerkapazitäten sowie Wertschöpfung im Dienstleistungsbereich (Verpackung, Weiterverarbeitung von Produkten etc.). Vorbild ist der Hafen Jebel Ali in Dubai. Künftig könnte die Fläche der FTZ auf 2.000 ha ausgeweitet werden. Der Chef des Hafens, Taleh Ziyadov, hofft in den kommenden Jahren auf ausländische Investitionen in Höhe von rund 1 Mrd. $ in die FTZ.

Unterstützung bei der Entwicklung der FTZ erhält Aserbaidschan auch von der Islamic Corporation for the Development of the Private Sector. Am 24.2.17 fand in Aljat ein Treffen mit potenziellen Investoren aus der VR China statt. Laut Angaben der Hafenverwaltung hat unter anderem das Unternehmen Alibaba ein Interesse an einem Engagement bekundet. Auch die EU unterstützt Aserbaidschan bei der Entwicklung der FTZ mit Beratungsleistungen.

Mit der Entwicklung des Hafens und der FTZ dürfte künftig auch die Stadt Aljat, die heute rund 12.000 Einwohner zählt, einen Aufschwung erleben. Geplant ist unter anderem der Bau eines neuen internationalen Flughafens, allerdings erst ab 2035. Angesichts der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation sehen Beobachter dieses Vorhaben jedoch skeptisch.

Ein weiteres wichtiges Projekt im Bezirk Garadagh, dem Umland der Stadt, ist der Bau des neuen Petrochemiekomplexes OGPC. Rund 40 km nördlich von Aljat wurde 2013 die Werft Baku Shipyard (https://azvision.az/redirect.php?url=http://www.bakushipyard.com), ein Joint-Venture des staatlichen Ölkonzerns SOCAR und Keppel Offshore Marine aus Singapur, in Betrieb genommen.

Nach großen Rückgängen Seetransporte 2016 wieder mit Zuwächsen

Wegen der Verschlechterung der Wirtschaftslage in Aserbaidschan und den Ländern der Nachbarregion im Zuge des Verfalls der Rohstoffpreise ist das Frachtaufkommen an den Häfen Baku und Aljat von 2013 bis 2015 von 6,8 Mio. auf knapp 3,1 Mio. t geschrumpft. Im Jahr 2016 könnte der Umschlag laut Einschätzung des Hafenbetreibers aber wieder auf 4 Mio. t gestiegen sein. Das Gros des Aufkommens im Güterverkehr entfällt auf Baustoffe (Zement, Klinker) und Ölprodukte.

Entwicklung des Frachtvolumens an den Häfen Baku und Aljat (Angaben in 1.000 t)


Hohe Zuwachsraten bei Lkw-Transporten über See

Ein rasantes Wachstum verzeichnet seit 2015 die Verschiffung von Lkw über das Kaspische Meer. Begünstigt wurde diese Entwicklung einerseits durch Einschränkungen bei Transporten über russisches Territorium gegen die Türkei (nach dem Abschuss eines Kampfflugzeugs im November 2015) und die Ukraine. Hinzu kamen Verbesserungen bei den Transportbedingungen. Nach Aussagen des Coordinating Council on Transit Freight (https://azvision.az/redirect.php?url=http://www.transit.az) zählten hierzu eine Senkung der Frachtraten um durchschnittlich 40%, Verbesserungen beim Service und mehr Transparenz dank der Veröffentlichung fester Tarife für den Transport über das Kaspische Meer.

Zwar können türkische Spediteure seit Aufhebung der Sanktionen ihre Waren nach Zentralasien wieder wie zuvor über Russland transportieren, doch wollten viele dank der verbesserten Bedingungen auch weiterhin den Weg über das Kaspische Meer nehmen, so Elchin Ahmadov, der Büroleiter des Transit-Councils. Nachdem 2016 insgesamt 22.600 Lastwagen per Fähre verschifft worden seien, rechnet Ahmadov für 2017 mit einem weiteren Anstieg. Flaschenhals für die Ausweitung der Transporte über das Kaspische Meer bleiben jedoch ein Mangel an Schiffen und Defizite bei der Zusammenarbeit der Häfen der Anrainerländer.

Entwicklung des Frachtverkehrs an den Häfen Baku und Aljat (Angaben in Stück)


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