Flüchtlinge gehen in Berlin anschaffen

  10 April 2017    Gelesen: 946
Flüchtlinge gehen in Berlin anschaffen
Im Berliner Tiergarten sollen sich Hilfsorganisationen zufolge immer mehr obdachlose Flüchtlinge prostituieren. Betroffen seien vor allem junge Männer - einige von ihnen seien nicht einmal volljährig. Für sie gebe es kaum Alternativen zum Anschaffen.

In Berlin sehen sich einem Medienbericht zufolge immer mehr Flüchtlinge zur Prostitution gezwungen. Die Betroffenen sind nach RBB-Informationen hauptsächlich junge Männer - einige davon noch minderjährig. Sie sollen unter anderem im Tiergarten, Kleinen Tiergarten und im Fritz-Schloß-Park im Berliner Stadtteil Moabit anschaffen gehen. Der Sender beruft sich auf Angaben von Hilfsorganisationen, aber auch auf Schilderungen von den Flüchtlingen selbst. Ein 18-jähriger Afghane berichtete demnach, es gebe "Jungs, die mit älteren Männern Sex haben".

Laut Diana Henniges von "Moabit hilft" wenden sich die jungen Männer in der Regel vor allem dann an den gemeinnützigen Verein, wenn sie Kleidung oder eine Fahrkarte brauchen. Ihre Erlebnisse auf der Straße würden sie erst nach längerem Kontakt mit den Sozialarbeitern teilen. Henniges hat nach eigenen Angaben auch 16- und 17-Jährige betreut. "Viele wirken hilflos, wie kleine Kinder", sagte Henniges dem Sender. "Wenn man sie in den Arm nimmt, brechen sie oft in Tränen aus." Es gebe aber auch Flüchtlinge, die bereits bei Freiern eingezogen seien.

Dass Flüchtlinge obdachlos werden, kann mehrere Gründe haben: So gibt es in der Hauptstadt immer wieder Fälle, in denen junge Männer, die in ihrer Unterkunft gegen die Hausordnung verstoßen haben, mit einem Hausverbot belegt werden. Im Regelfall werden sie dann in einem anderen Haus untergebracht - doch nicht immer klappt das.

Mehrere Gründe für Obdachlosigkeit

Der "Berliner Morgenpost" sagte Ephraim Gothe, Sozialstadtrat in Berlin-Mitte, es gebe in dem Bezirk "unter einem Dutzend" Fälle von obdachlosen Flüchtlingen. Demnach könne das Sozialamt eine alternative Unterbringung verweigern, wenn die Asylsuchenden ihr Hausverbot "bewusst herbeigeführt oder zumindest billigend in Kauf genommen" hätten. Dann liege im rechtlichen Sinne eine freiwillige Obdachlosigkeit vor - und der Staat ist von seiner Fürsorgepflicht entbunden.

Der RBB berichtet jedoch auch über den Fall eines jungen Mannes, der aus Angst vor seiner Abschiebung in die Obdachlosigkeit geflüchtet ist. "Ich habe kein Geld und kann nirgends hin, weil sie mich sonst festnehmen", sagte er dem Sender. Ihm bleibe nichts anderes übrig, als auf einer Bank im Tiergarten zu schlafen. Dem Bericht zufolge hat sich der Park in direkter Nähe zum Bahnhof Zoologischer Garten mittlerweile zum Zentrum für die Kontaktaufnahme zwischen Flüchtlingen und Freiern entwickelt.

Flüchtlinge haben wenige Alternativen

Auf Initiative des Vereins "Hilfe für Jungs e.V." hin seien mittlerweile Sozialarbeiter in dem Park unterwegs, die über HIV aufklären und den jungen Männern Hilfe anbieten. Nach Angaben des Vereinsvorsitzenden Ralf Rötten sind die Chancen für Betroffene, sich aus ihrer Lage zu befreien, allerdings gering. "Sie dürfen zum großen Teil keinen Deutschkurs machen, nicht zur Schule gehen und erst recht keiner Arbeit nachgehen", erklärte Rötten dem Sender. "Was sollen wir einem solchen jungen Mann als Alternative anbieten?"

Die Hauptstadt-Behörden hatten sich im vergangenen Jahr - zu einer Zeit, als besonders viele Flüchtlinge in Deutschland ankamen - wiederholt in die Kritik gebracht. Stundenlang mussten Asylbewerber vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in der Kälte auf einen Termin warten. Die Registrierung der Menschen kam kaum voran. Zudem stockte die Versorgung. Erst nach mehreren Monaten hatte sich die prekäre Lage für die Flüchtlinge entspannt.

Quelle: n-tv.de , jug

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