Gorbatschow: "Es entsteht der Eindruck, die Welt stelle sich auf einen Krieg ein"

  15 April 2017    Gelesen: 560
Gorbatschow: "Es entsteht der Eindruck, die Welt stelle sich auf einen Krieg ein"
Der letzte Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, warnt in der "Bild"-Zeitung vom Samstag vor einem neuen Wettrüsten. "Nicht nur, dass es uns droht. Mancherorts ist es bereits in vollem Gange."
Sowohl Russland als auch die Nato haben schweres Gerät und Truppen in Europa zusammengezogen. "Es ist noch gar nicht lange her, dass die Nato und russische Truppen recht weit entfernt voneinander stationiert waren. Nun stehen sie Nase an Nase einander gegenüber", sagte der 86-Jährige.

Gorbatschow: Politiker, Militärs und Medien verschärfen den Konflikt

Gorbatschow warf Politikern und hohen Militärs vor, sie wählten eine immer noch militantere Sprache und Gangart. Die Medien heizten die Situation zusätzlich an. "Es entsteht der Eindruck, die Welt stelle sich auf einen Krieg ein. Es sind also alle Anzeichen eines Kalten Krieges festzustellen.“

Der Politiker kritisierte: "Der Westen – und allen voran die USA – sind von zentralen gemeinsamen Vereinbarungen abgerückt." So hätten die Sowjetunion und die USA früher noch beide ihr Atomwaffenarsenal reduziert. Doch dann habe der Westen Russlands Schwäche nach dem Kalten Krieg ausgenutzt und sich zum Sieger erklärt.

"Russen und Deutsche ergänzen sich auf einzigartige Weise"

Es gehe ihm nahe, dass die deutsche Führung "eine solche Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen zugelassen hat". Er glaube nicht, dass das der Wille der deutschen Bevölkerung gewesen sei.

"Wir – Russen und Deutsche – verfügen gemeinsam über eine einzigartige Kombination von Eigenschaften und Fähigkeiten: Uns Russen fehlt sehr viel von dem, was die Deutschen auszeichnet, und den Deutschen fehlt womöglich etwas, was wir Russen haben, wir ergänzen uns also auf eine erstaunliche, einzigartige Weise", sagte Gorbatschow.

Das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen ist infolge der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 äußerst gespannt. Russland hatte sich außenpolitisch isoliert. Allerdings hatte Präsident Wladimir Putin es geschafft, sich durch seinen Einsatz in Syrien an der Seite Diktator Baschar al-Assads wieder ins Gespräch zu bringen.

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