US-Flugzeugträger fährt los, aber nicht nach Nordkorea

  19 April 2017    Gelesen: 405
US-Flugzeugträger fährt los, aber nicht nach Nordkorea
Es sollte ein Signal der Stärke gegen Nordkorea sein: Die USA verkündeten vergangene Woche, ein Flugzeugträger nehme Kurs auf die koreanische Halbinsel. Laut einem Medienbericht stimmte das aber gar nicht.
Die US-Regierung hat ihren Ton gegenüber Nordkorea nach dessen jüngsten Raketentests deutlich verschärft. Und auch Taten sollten folgen. Vor zehn Tagen wurde verkündet, dass eine Flugzeugträgergruppe in Richtung der koreanischen Halbinsel entsandt worden sei. Doch nun heißt es in einem Bericht der "New York Times": Das Schiff "USS Carl Vinson" fuhr nach der Ankündigung noch tagelang in die entgegengesetzte Richtung - nämlich in Richtung Indischer Ozean.

Es sollte demnach an gemeinsamen Übungen mit der australischen Marine teilnehmen, gut 5600 Kilometer südwestlich von der koreanischen Halbinsel. Die US-Navy selbst hatte am Samstag ein Foto der "USS Carl Vinson" gepostet und den Standort bekannt gegeben: Die Flugzeugträgergruppe durchfuhr zu dem Zeitpunkt die Sundastraße, die Meerenge zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java. Vier Tage waren da schon vergangen, seit Regierungssprecher Sean Spicer die Entsendung der Gruppe Richtung Nordkorea verkündet hatte. Derzeit befindet sich der Verband nach Angaben des Verteidigungsministeriums vor der Nordwestküste Australiens.

US-Regierung: Wir haben uns auf das Pentagon verlassen

Am Dienstag kommentierten Mitarbeiter des Weißen Hauses den Zeitungsbericht mit den Worten, man habe sich auf die Informationen des Verteidigungsministeriums verlassen. Dort hieß es, eine Pannenserie im Haus habe zu der falschen Meldung geführt: Zuerst hat das Pazifikkommando der Vereinigten Staaten (United States Pacific Command) voreilig die Entsendung verkündet. Dann habe Verteidigungsminister Jim Mattis eine fehlerhafte Erklärung dazu abgegeben. Präsident Donald Trump hatte gesagt: "Wir schicken eine Armada. Sehr mächtig."

All dies sorgte am Ende für das Gerücht, die US-Navy eile nach Nordkorea.

Ein Pentagon-Mitarbeiter sagte nun, der Flugzeugträgerverband werde sich "innerhalb der kommenden 24 Stunden" in Richtung der koreanischen Halbinsel in Bewegung setzen. Dort soll er in der kommenden Woche eintreffen. Das Weiße Haus lehnt der "New York Times" zufolge ein Statement dazu ab, wie es zu dem Missverständnis kommen konnte. Man solle beim Pentagon nachfragen, heißt es.

Intern herrscht offenbar Ärger über diese Haltung. Die Regierung hätte den tatsächlichen Zeitplan bekannt geben müssen, zumal Sean Spicer und der Nationale Sicherheitsberater Herbert McMaster in der Zwischenzeit Fragen zu dem Manöver beantwortet hätten, sagten Mitarbeiter der "New York Times".

"Nordkorea muss sich benehmen!"

Der Fauxpas dürfte an der Nordkorea-Politik der USA jedoch nichts ändern. Die Verlegung des Kriegsschiffes und der dazugehörigen Kampfflugzeuggeschwader, zweier Lenkwaffenzerstörer und eines Kreuzers verschärft die Spannungen im Atomkonflikt mit Nordkorea weiter. Washington hatte zuletzt mit einem Alleingang gegen Nordkorea gedroht. Nach diversen Atomwaffentests 2016 hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Unfür dieses Jahr wiederholt angekündigt, man werde unter anderem interkontinentale ballistische Raketen testen. Am Samstag veranstaltete Pjöngjang eine Militärparade, scheiterte aber mit einem Raketentest.

Was er Nordkorea zu sagen habe, wurde Trump am Montag beim traditionellen Ostereierlauf des Weißen Hauses gefragt. Seine Antwort: "Sie müssen sich benehmen!" Woraufhin der nordkoreanische Uno-Vizebotschafter Kim In Ryong aus New York zurückschoss. "Auf der Halbinsel kann jeden Moment ein thermonuklearer Krieg ausbrechen", warnte er auf einer Pressekonferenz.

US-Vizepräsident Mike Pence bemühte sich nach seinem Besuch in der demilitarisierten Zone Koreas am Montag um beschwichtigende Töne. "Wir werden unsere Bemühungen verstärken, diplomatischen und wirtschaftlichen Druck auf Nordkorea auszuüben", sagte er in Südkorea. "Wir hoffen, dass wir dieses Problem friedlich lösen können."

Quelle : spiegel.de

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